Über 15 Jahre ist es bereits her, dass die Bedienung des Spanplattenwerk der damaligen Glunz AG über das vom Bahnhof Kaisersesch ausgehende Industriestammgleis (ISG) eingestellt wurde. Seither konnte sich die Vegetation ungehindert ausbreiten und nahezu das komplette Gleis überwuchern. Doch seit Februar dieses Jahres ist das rund 3,2 Kilometer lange Anschlussgleis wieder komplett zugänglich. In mehr als 300 Stunden ehrenamtlicher Arbeit haben Mitglieder des Eifelquerbahn-Vereins seit Oktober 2022 das komplette Anschlussgleis ins Gewerbegebiet bei Eulgem freigeschnitten. Dabei stellten die Mitglieder z.T. auch ihr eigenes Equipment für die Arbeitseinsätze zur Verfügung. Weitere benötigte Gerätschaften konnte der Verein u.a. dank der Förderung durch die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt über den lokalen Fachhandel beschaffen. Im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz lag das Augenmerk auf professionellen und effizienten Werkzeugen. War ursprünglich nur geplant eine Begehbarkeit des Gleises herzustellen, ist es gelungen, das Gleis doch im größeren Umfang freizuschneiden.

„Ohne den unermüdlichen Einsatz unserer Mitglieder wären wir nicht so weit gekommen. Auch die Unterstützung durch unsere Freunde aus dem Hunsrück (IG Nationalparkbahn) und Westerwald (Brexbachtalbahn) hat uns gerade in der Anfangszeit sehr geholfen. Ein besonderer Dank gilt auch Kaiserseschs Stadtbürgermeister Gerhard Weber, der unsere Aktiven mehr als einmal mit einem üppigen Imbiss versorgt hat“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner.

Auch in den kommenden Wochen sind weitere Arbeitseinsätze geplant, deren Termine der Verein auch immer auf seiner Homepage veröffentlicht. Dabei sollen u.a. der Gleiskörper vom Laub und Grünschnitt befreit werden, um im Laufe des Jahres eine genauere Begutachtung, insbesondere der Holzschwellen, durchführen zu können. Der Grünschnitt und die gefällten Bäume sollen der Stadt Kaisersesch zur Verfügung gestellt werden, um hiermit die Biomasseanlage des Schulzentrums befeuern zu können. Wenn zum 01. Oktober die Vegetationsperiode endet, ist nochmals ein größerer Einsatz geplant.

„Beim Industriestammgleis stehen wir nicht nur im Austausch mit der Stadt Kaisersesch, sondern arbeiten hier auch mit der Eifelbahn Verkehrsgesellschaft aus Linz zusammen. Aufbauend auf unserer bisherigen Arbeit ist es mit Unterstützung von Stadt und Eifelbahn gelungen, für den kommenden Herbst den Einsatz eines Zweiwegebaggers zu organisieren. Hierdurch wollen wir einen nachhaltigen Freischnitt des ISG erreichen“, so Jens Wießner.

Ziel der gesamten Aktion ist es, die Möglichkeit einer Reaktivierung des ISG zu prüfen. Während anderenorts nicht mehr genutzte Gleise nach wenigen Jahren zurückgebaut wurden, blieb das Anschlussgleis in Kaisersesch komplett unangetastet, dies beinhaltet auch die Anschlussweiche an die Eifelquerbahn im Bahnhof Kaisersesch. Da der Infrastrukturanschlussvertrag mit der DB Netz AG nie gekündigt wurde, ist auch der offizielle Anschluss ans öffentliche Eisenbahnnetz bis heute noch gegeben. Wie Dr. Henke, Geschäftsführer Eisenbahn des Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, im Rahmen des Fachgesprächs „Verkehrswende im ländlichen Raum neu denken“ vom Januar dieses Jahres im Forum Daun bereits ausführte, werden Gleisanschlüsse und Verlademöglichkeiten händeringend gesucht. Mit dem ISG verfügt man in Kaisersesch über die letzte hierfür noch verbliebene Infrastruktur in der Region.

Fotoalbum vom 15. Januar 2023

Dem aufmerksamen Beobachter dürfte es bereits aufgefallen sein: Seit einigen Wochen laufen die Vegetationsarbeiten an den seit mehreren Jahren stillgelegten Gleisanlagen am aktuellen Endhaltepunkt der Eifelquerbahn in Kaisersesch. Wer sich jetzt allerdings in westliche Richtung des alten Bahnsteigs der Touristikfahrten zwischen Kaisersesch und Gerolstein begibt, läuft in die falsche Richtung, denn die aktuellen Arbeiten finden östlich des Bahnhofs statt.

Während die DB Netz AG weiterhin jedwede Gespräche über einen ehrenamtlichen Freischnitt des Streckenabschnitts der Eifelquerbahn zwischen Kaisersesch und Gerolstein durch den Eifelquerbahn-Verein verweigert, hat die Stadt Kaisersesch als Eigentümerin umgehend grünes Licht gegeben für einen Freischnitt des sogenannten „Industriestammgleis“ zum Gewerbegebiet bei Eulgem, welches östlich des Bahnhofs Kaisersesch abzweigt, freut sich der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner. Doch wozu das Ganze, wird der Gleisanschluss doch seit gut 15 Jahren nicht mehr genutzt?!

„Die Verkehrswende kann nur mit entsprechender Infrastruktur gelingen und in Kaisersesch haben wir das große Glück, dass diese noch vorhanden ist. Das hat man auch in der Holzindustrie erkannt, die an Transporten mit der Bahn interessiert ist und den Kontakt zu uns gesucht hat. Wir versuchen hier zu unterstützen, so gut es geht“, so Jens Wießner. In einem ersten Schritt erfolgt nun der ehrenamtliche Freischnitt des mehr als drei Kilometer langen Anschlussgleises durch die Mitglieder des Eifelquerbahn-Vereins. Im Anschluss soll eine Bestandsaufnahme des Gleiszustandes erfolgen. Dabei kann man von Seiten des Eifelquerbahn-Vereins auch auf die Unterstützung der befreundeten Vereine aus Hunsrück und dem Brexbachtal zählen.

„Sowohl von Seiten der IG Nationalparkbahn Hunsrück-Hochwald e. V. als auch dem Brexbachtalbahn e. V. hatten wir bereits Besuch in Kaisersesch. Wir freuen uns sehr über den regen Erfahrungsaustausch als auch die tatkräftige Unterstützung, verfolgen wir doch alle das gleiche Ziel“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins. Doch noch liegt ein gutes Stück Arbeit vor den Aktiven des Eifelquerbahn-Vereins, aber man erzielt gute Fortschritte bei den Arbeitseinsätzen und so kommt man dem Streckenende beim ehemaligen Glunz-Spannplattenwerk immer näher. Weitere Unterstützung ist dabei jederzeit willkommen, daher veröffentlicht der Verein die Termine zu den Arbeitseinsätzen auch auf seiner Homepage unter www.eifelquerbahn.com/veranstaltungen .

Neben den Holztransporten sieht man von Seiten des Eifelquerbahn-Vereins aber noch eine weitere Nutzungsmöglichkeit für das Industriestammgleis, und zwar in Verbindung mit dem SmartQuart Projekt in Kaisersesch. Der dort produzierte grüne Wasserstoff könnte so direkt mit der Bahn abtransportiert oder zur Betankung der ab Ende 2024 zum Einsatz kommenden Triebwagen mit Wasserstoffantrieb genutzt werden.

Pressemitteilung des Eifelquerbahn e. V. vom 22. November 2022