Zeitplan zur Elektrifizierung der Eifelstrecke vor dem Kollaps!
Gerolstein, 10:34 Uhr an einem sonnigen Sonntagmorgen im Juli 2024. Pünktlich hat der Regionalexpress aus Köln die zahlreichen Tagesausflügler zu ihrem Ziel in der Vulkaneifel gebracht. Rund anderthalb Jahre ist es her, dass die damalige DB Netz AG den Wiederaufbau der Eifelstrecke zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht hat.
Leider ist dies nur ein schöner Traum, denn die Planungen, die der Leiter Technik Portfolio Mainz/Koblenz bei der DB Netz AG, Stefan Gleißner, am 13. Mai 2022 bei der 68. Verbandsversammlung des Zweckverbandes SPNV Rheinland-Pfalz Nord den anwesenden Verbandsmitgliedern präsentierte, sind bisher unerfüllt. Bis heute ist Gerolstein nur aus Richtung Trier zu erreichen. Die für viele Pendler wichtige Anbindung von Gerolstein nach Köln wird es nach aktuellen Planungen allerdings nicht vor Ende 2026 geben.
In den kommenden knapp zweieinhalb Jahren finden Arbeiten für die Elektrifizierung der Eifelstrecke wechselweise nördlich und südlich von Gerolstein statt, wobei sich der den Bahnhof Gerolstein betreffende Bauabschnitt Richtung Köln bis zur Überleitstelle bei Bewingen erstreckt. Hierdurch ist Gerolstein während der Bauarbeiten in diesem Abschnitt weder aus Richtung Köln noch aus Richtung Trier zu erreichen, so dass der Bahnhof Gerolstein dann komplett vom Schienenverkehr abgeschnitten sein wird, wovon sowohl die DB Regio NRW als auch die Vulkan-Eifel-Bahn betroffen sind.
Die nächsten größeren Arbeiten im Bereich Gerolstein finden vom 03.09.2024 bis zum 09.02.2025 statt. In dieser Zeit plant die DB InfraGO AG die Anpassung und Absenkung der Gleislage in den Tunneln sowie den Neubau mehrerer Eisenbahnüberführungen. Während der nachfolgenden Bauarbeiten vom 16.06.2025 bis 29.09.2025 ist u.a. die Anhebung der erst in diesem Jahr vollständig in Betrieb genommenen Fußgängerüberführung im Bahnhof Gerolstein geplant. Für den kompletten Umbau der Überführung, inkl. Anpassung der Fahrstühle und Treppen, wurden von Seiten der DB InfraGO AG insgesamt 12 Monate veranschlagt.
Auch wenn noch nicht offiziell kommuniziert, so gibt es bereits konkrete Planungen für die weiteren Bauarbeiten im Jahr 2026. Im Zeitraum 16.01.-31.10.2026 soll die Eifelstrecke für die Elektrifizierungsarbeiten zwischen Euskirchen und Kall gesperrt werden. Im Bereich um Gerolstein sollen die weiteren Arbeiten ab dem 30.03.2026 starten und bis zum 24.08.2026 dauern.
Die für Dezember 2026 geplante Inbetriebnahme der elektrifizierten Eifelstrecke scheint dagegen gemäß den Angaben der laufenden Ausschreibung im DB Vergabeportal in weite Ferne zu rücken. So hat die DB Energie GmbH ihre im Juni veröffentlichte Ausschreibung über insgesamt 11 Transformatoren drei Tage vor Fristablauf dahingehend aktualisiert, dass die bisher erlaubte maximale Lieferzeit von 31 Monaten auf jetzt 40 Monate verlängert wurde. Bei einem geplanten Projektstart im Januar 2025 und einer ursprünglich gewünschten Lieferzeit innerhalb von 18 Monaten, würde sich die für 2026 geplante Anlieferung der Transformatoren auf 2027 bis 2028 verschieben, was den aktuellen Zeitplan endgültig zum Kollabieren bringen würde. Neben den ohnehin schon schwer gebeutelten Pendlern würde dies auch die Tourismusbranche sowie mehrere in der Region Vulkaneifel ansässige Firmen treffen, die auf eine Erreichbarkeit über die Schiene angewiesen sind oder planen, ihre Transporte auf diese zu verlagern.
Damit rückt eine Option wieder in den Fokus, die bereits unmittelbar nach der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 ins Spiel gebracht und nur wenige Monate später, wenn auch nur für einen sehr begrenzten Zeitraum, erfolgreich umgesetzt wurde: die Wiederinbetriebnahme der Eifelquerbahn zwischen Gerolstein und Kaisersesch.
Damals lehnte die DB eine längerfristige Lösung mit Verweis auf die kurzfristige Wiederherstellung der gesamten Eifelstrecke ab, eine fatale Fehleinschätzung, wie mittlerweile hinlänglich bekannt ist! Ein weiteres Argument der DB InfraGO AG gegen eine längerfristige Nutzung war die Tatsache, dass vom Eisenbahnbundes-Amts (EBA) als zuständiger Aufsichtsbehörde nur eine „einmalige Nutzung“ der Eifelquerbahn genehmigt wurde. Auf Anfrage teilte das EBA allerdings mit, dass die DB InfraGO AG eine über die Evakuierungsfahrten hinausgehende Nutzung der Eifelquerbahn nie angefragt habe. Außerdem kann die DB InfraGO AG jederzeit ihre bereits für den Streckenabschnitt Andernach – Kaisersesch bestehende Unternehmensgenehmigung um den Streckenabschnitt Kaisersesch – Gerolstein erweitern lassen.
Zu guter Letzt wurde auch immer wieder der umfangreiche Sanierungsaufwand von der DB InfraGO AG als Argument gegen eine weitergehende Nutzung angeführt. Aber auch diese Aussage entsprach jedoch nicht den Tatsachen, wie offizielle Unterlagen der DB belegen. So bezifferte die DB in der von Anfang 2019 bis Februar 2021 laufenden Ausschreibung zur Eifelquerbahn die Kosten zur Wiederinbetriebnahme auf insgesamt 2,8 bis 3,3 Mio. Euro. Hierin enthalten waren bereits die Kosten zur Sanierung der Kyllbrücke bei Pelm, welche mit 2 bis 2,5 Mio. Euro beziffert wurden. Diese Kosten wurden durch die im September 2021 erfolgte erneute Begutachtung der Brücke bestätigt, darüber hinaus zeigt das Gutachten auch die Möglichkeit einer kleinen Sanierung für gerade einmal 200.000 Euro auf.
„Was muss noch alles passieren, bis die zuständigen Ministerien des Landes Rheinland-Pfalz endlich aufwachen? Es ist an der Zeit den Vorschlag des BMDV zur Nutzung der Eifelquerbahn aufzugreifen und gemeinsam mit dem BMDV auf die DB InfraGO AG einzuwirken, damit diese unverzüglich die notwendigen Schritte zur Wiederinbetriebnahme der Eifelquerbahn für Logistik-, Güter- und Touristikverkehre in die Wege leitet. In Anbetracht der vorhandenen Alternative ist den Menschen ein weiterer Stillstand in den kommenden 3-4 Jahren nicht mehr zu vermitteln!“, so Jens Wießner, Vorsitzender des Eifelquerbahn-Vereins.
Hierzu ergänzt Jörg Petry, Geschäftsführer der Vulkan-Eifel-Bahn aus Gerolstein: „Als Eisenbahnverkehrsunternehmen mit öffentlicher Werkstatt sind wir auf eine permanente Erreichbarkeit über die Schiene angewiesen. Wir erwarten von der DB InfraGO AG als Europas größtem Eisenbahninfrastrukturunternehmen und Eigentümerin von Eifelstrecke und Eifelquerbahn, die Erreichbarkeit unseres Standortes über die Schiene zu gewährleisten, ähnlich wie es auch im Rahmen der Generalsanierungen im Streckennetz der DB InfraGO AG praktiziert wird.“
Auch der Landesvorsitzende des Fahrgastverbands PRO BAHN Rheinland-Pfalz, Noah Wand, sieht dringenden Handlungsbedarf: „Die andauernden Terminverschiebungen und die mangelhafte Informationspolitik der Deutschen Bahn sorgt zunehmend für Frust unter den Fahrgästen der Eifelstrecke. In Anbetracht der sich abzeichnenden massiven Terminverschiebung bei der Elektrifizierung der Eifelstrecke müssen das Land Rheinland-Pfalz und die DB InfraGO AG jetzt schnellstmöglich Klarheit schaffen, wie es mit dem zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke weitergehen soll. Wie bereits bei der Ahrtalbahn praktiziert, müssen diese Arbeiten gebündelt werden, ansonsten laufen wir Gefahr, dass der aktuelle Zustand noch bis in die 2030er Jahre Bestand hat.“
Pressemitteilung des Eifelquerbahn e. V. vom 25. Juli 2024