Nach der baubedingten Sperrung der Eifelstrecke zwischen Trier und Gerolstein Anfang September 2024 sollten eigentlich ab Anfang Februar 2025 wieder Züge auf dem rund 60 Kilometer langen Streckenabschnitt in Rheinland-Pfalz rollen. Doch nur fünf Tage vor der geplanten Wiederinbetriebnahme überraschte die Deutsche Bahn AG (DB) viele Pendler mit einer Hiobsbotschaft. Statt ab dem 10. Februar sollen die Züge erst ab Ende März/Anfang April wieder fahren und dann auch nur zwischen Trier und Bitburg-Erdorf. In Richtung Gerolstein dauert die Sperrung bis Ende September 2025, also insgesamt rund 13 Monate.
„Wirklich überraschend kam die Verschiebung für uns nicht, da die Probleme der DB intern spätestens seit Ende letzten Jahres bekannt waren. Umso irritierter waren wir, dass die Vertreter der DB InfraGO AG in der Sitzung des Ausschusses für Planung, Nachhaltigkeit und Mobilität des Kreistages Euskirchen am 29.01.2025 mit keinem Wort auf die Verschiebung eingegangen sind. Unklar ist, ob es hier Kommunikationsprobleme zwischen den Wiederaufbauteams der Regionalbereiche West (Hürth-Kalscheuren – Nettersheim) und Mitte (Nettersheim – Trier-Ehrang) gab oder ob man die Öffentlichkeit einfach nicht so früh informieren wollte. Letzteres ist zumindest nicht ganz auszuschließen, da die DB es ablehnte, zum Thema Eifelstrecke einen Vertreter in die Sitzung des Ausschusses für Klima, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz am 13.02.2025 zu entsenden“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner. Als Grund für die Verzögerungen führt die DB „Kapazitätsengpässe bei dem beauftragten Bauunternehmer für die Leit- und Sicherungstechnik“ an. Unerwähnt bleibt allerdings, dass die DB InfraGO AG die alte Leit- und Sicherungstechnik bereits im September 2024 außer Betrieb genommen hat, ohne sicherzustellen, dass die neue Technik rechtzeitig in Betrieb genommen werden kann. Angesichts der angesprochenen Kapazitätsengpässe scheint auch hinter der für Juni 2025 geplanten Wiederinbetriebnahme der Eifelstrecke zwischen Gerolstein und Kall ein großes Fragezeichen zu stehen. Während die DB in ihrer ursprünglichen Pressemitteilung vom 05. Februar 2025 noch von einer „Streckenverfügbarkeit“ zwischen Köln und Gerolstein „ab Mitte Juni“ sprach, ist nun nur noch vom „Ziel der DB“ die Rede, die Befahrbarkeit der Eifelstrecke zwischen Gerolstein und Köln bis Mitte Juni herzustellen. Es bleibt zudem offen, ob die „Befahrbarkeit“ auch einen planmäßigen Betrieb durch DB Regio auf diesem Streckenabschnitt bedeutet.
Die Gesamtsituation sorgt zunehmend auch für Unmut in der Kommunalpolitik, so haben sich u.a. der Kreistag Vulkaneifel und die Stadt Gerolstein mit Resolutionen und einem offenen Brief an das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gewandt, da neben den Pendlern auch der Tourismus in der Region zunehmend unter den Folgen der seit nunmehr dreieinhalb Jahren andauernden Streckensperrung in Richtung Köln leidet. Besserung ist nicht in Sicht, wie eine aktuelle Ausschreibung im Vergabeportal der DB zeigt. Neben der bereits bekannten Sperrung der Eifelstrecke zwischen Gerolstein und Nettersheim vom 13.10.2025 bis 15.03.2026 plant die DB bereits eine Sperrung der Eifelstrecke zwischen Hürth-Kalscheuren und Nettersheim an allen Wochenenden vom 09.01.2026 bis 01.06.2026. Doch damit nicht genug. „Uns liegen Auszüge aus einer Präsentation der DB InfraGO AG vor, wonach die Wochenendsperrungen zwischen Nettersheim und Weilerswist-Derkum bzw. Hürth-Kalscheuren bis Anfang Dezember 2026 andauern sollen. Parallel dazu soll die Eifelstrecke vom 30.03.2026 bis 24.08.2026 zwischen Gerolstein und Trier-Ehrang/Philippsheim komplett gesperrt werden. Bis zum 21.09.2026 sind in diesem Abschnitt zusätzlich Wochenendsperrungen vorgesehen“, so Wießner.

Zur Entlastung insbesondere des Baustellenverkehrs in Richtung Gerolstein und zur touristischen Erschließung der Vulkaneifel hat der Eifelquerbahn-Verein bereits mehrfach eine Reaktivierung des Streckenabschnitts der Eifelquerbahn zwischen Kaisersesch und Gerolstein ins Gespräch gebracht. Davon würde auch die in Gerolstein ansässige Vulkan-Eifel-Bahn profitieren, die kurz vor der Fertigstellung ihres mehrere Millionen Euro teuren Werkstattneubaus in Gerolstein steht und dringend auf einen zuverlässigen Bahnanschluss angewiesen ist.
„Wir haben die Erwartung, dass wir mit der Eifelstrecke schneller fertig werden, als sich die Reaktivierung der Eifelquerbahn positiv auswirken würde“, zeigte sich der DB-Konzernbevollmächtigte Dr. Klaus Vornhusen unmittelbar nach dem Hochwasser überzeugt – eine völlige Fehleinschätzung, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Dennoch hält die DB InfraGO AG an ihrer Blockadehaltung gegenüber einer Reaktivierung der Eifelquerbahn fest. Dabei lehnt sie nicht nur eine Reaktivierung in Eigenregie ab, sondern verweigert darüber hinaus einem interessierten Eisenbahninfrastrukturunternehmen den Zugang zu Strecken- und Bauwerksunterlagen und behindert damit dessen vorbereitende unternehmerische Tätigkeiten für eine privatwirtschaftliche Streckenreaktivierung. Darüber hinaus weigert sich die DB InfraGO AG bis heute, die Eifelquerbahn signaltechnisch in das im Wiederaufbau befindliche Stellwerk Gerolstein einzubinden. Mit Verweis auf die fehlende Entscheidung des Landes Rheinland-Pfalz über die Zukunft der Eifelquerbahn sei man diesbezüglich „aktuell nicht handlungsfähig“, so eine Vertreterin der DB InfraGO AG. „Sowohl das rheinland-pfälzische Mobilitätsministerium als auch das BMDV haben die DB InfraGO AG aufgefordert, im Rahmen des Wiederaufbaus der Eifelstrecke die Eifelquerbahn wie vor dem Hochwasser in das Stellwerk in Gerolstein einzubinden. Die hierfür erforderlichen Mittel stehen im Rahmen des Wiederaufbaufonds zur Verfügung. Das Verhalten der DB InfraGO AG ist weder konstruktiv noch gemeinwohlorientiert gegenüber den Menschen in der Region“, zeigt sich der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins sichtlich verärgert. Seitens des Vereins setzt man nun darauf, dass die bereits laufenden Gespräche zwischen der Landeseisenbahnaufsicht Rheinland-Pfalz und dem privaten Eisenbahninfrastrukturunternehmen kurzfristig zu greifbaren Ergebnissen führen und damit die Blockadepolitik der DB InfraGO AG beendet wird. Darüber hinaus muss aus Sicht des Eifelquerbahn-Vereins dringend eine eindeutige Positionierung des Landes Rheinland-Pfalz zur Reaktivierung der Eifelquerbahn erfolgen.
Pressemitteilung des Eifelquerbahn e. V. vom 13. Februar 2025