Nach der baubedingten Sperrung der Eifelstrecke zwischen Trier und Gerolstein Anfang September 2024 sollten eigentlich ab Anfang Februar 2025 wieder Züge auf dem rund 60 Kilometer langen Streckenabschnitt in Rheinland-Pfalz rollen. Doch nur fünf Tage vor der geplanten Wiederinbetriebnahme überraschte die Deutsche Bahn AG (DB) viele Pendler mit einer Hiobsbotschaft. Statt ab dem 10. Februar sollen die Züge erst ab Ende März/Anfang April wieder fahren und dann auch nur zwischen Trier und Bitburg-Erdorf. In Richtung Gerolstein dauert die Sperrung bis Ende September 2025, also insgesamt rund 13 Monate.

„Wirklich überraschend kam die Verschiebung für uns nicht, da die Probleme der DB intern spätestens seit Ende letzten Jahres bekannt waren. Umso irritierter waren wir, dass die Vertreter der DB InfraGO AG in der Sitzung des Ausschusses für Planung, Nachhaltigkeit und Mobilität des Kreistages Euskirchen am 29.01.2025 mit keinem Wort auf die Verschiebung eingegangen sind. Unklar ist, ob es hier Kommunikationsprobleme zwischen den Wiederaufbauteams der Regionalbereiche West (Hürth-Kalscheuren – Nettersheim) und Mitte (Nettersheim – Trier-Ehrang) gab oder ob man die Öffentlichkeit einfach nicht so früh informieren wollte. Letzteres ist zumindest nicht ganz auszuschließen, da die DB es ablehnte, zum Thema Eifelstrecke einen Vertreter in die Sitzung des Ausschusses für Klima, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz am 13.02.2025 zu entsenden“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner. Als Grund für die Verzögerungen führt die DB „Kapazitätsengpässe bei dem beauftragten Bauunternehmer für die Leit- und Sicherungstechnik“ an. Unerwähnt bleibt allerdings, dass die DB InfraGO AG die alte Leit- und Sicherungstechnik bereits im September 2024 außer Betrieb genommen hat, ohne sicherzustellen, dass die neue Technik rechtzeitig in Betrieb genommen werden kann. Angesichts der angesprochenen Kapazitätsengpässe scheint auch hinter der für Juni 2025 geplanten Wiederinbetriebnahme der Eifelstrecke zwischen Gerolstein und Kall ein großes Fragezeichen zu stehen. Während die DB in ihrer ursprünglichen Pressemitteilung vom 05. Februar 2025 noch von einer „Streckenverfügbarkeit“ zwischen Köln und Gerolstein „ab Mitte Juni“ sprach, ist nun nur noch vom „Ziel der DB“ die Rede, die Befahrbarkeit der Eifelstrecke zwischen Gerolstein und Köln bis Mitte Juni herzustellen. Es bleibt zudem offen, ob die „Befahrbarkeit“ auch einen planmäßigen Betrieb durch DB Regio auf diesem Streckenabschnitt bedeutet.

Die Gesamtsituation sorgt zunehmend auch für Unmut in der Kommunalpolitik, so haben sich u.a. der Kreistag Vulkaneifel und die Stadt Gerolstein mit Resolutionen und einem offenen Brief an das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gewandt, da neben den Pendlern auch der Tourismus in der Region zunehmend unter den Folgen der seit nunmehr dreieinhalb Jahren andauernden Streckensperrung in Richtung Köln leidet. Besserung ist nicht in Sicht, wie eine aktuelle Ausschreibung im Vergabeportal der DB zeigt. Neben der bereits bekannten Sperrung der Eifelstrecke zwischen Gerolstein und Nettersheim vom 13.10.2025 bis 15.03.2026 plant die DB bereits eine Sperrung der Eifelstrecke zwischen Hürth-Kalscheuren und Nettersheim an allen Wochenenden vom 09.01.2026 bis 01.06.2026. Doch damit nicht genug. „Uns liegen Auszüge aus einer Präsentation der DB InfraGO AG vor, wonach die Wochenendsperrungen zwischen Nettersheim und Weilerswist-Derkum bzw. Hürth-Kalscheuren bis Anfang Dezember 2026 andauern sollen. Parallel dazu soll die Eifelstrecke vom 30.03.2026 bis 24.08.2026 zwischen Gerolstein und Trier-Ehrang/Philippsheim komplett gesperrt werden. Bis zum 21.09.2026 sind in diesem Abschnitt zusätzlich Wochenendsperrungen vorgesehen“, so Wießner.

Zur Entlastung insbesondere des Baustellenverkehrs in Richtung Gerolstein und zur touristischen Erschließung der Vulkaneifel hat der Eifelquerbahn-Verein bereits mehrfach eine Reaktivierung des Streckenabschnitts der Eifelquerbahn zwischen Kaisersesch und Gerolstein ins Gespräch gebracht. Davon würde auch die in Gerolstein ansässige Vulkan-Eifel-Bahn profitieren, die kurz vor der Fertigstellung ihres mehrere Millionen Euro teuren Werkstattneubaus in Gerolstein steht und dringend auf einen zuverlässigen Bahnanschluss angewiesen ist.

„Wir haben die Erwartung, dass wir mit der Eifelstrecke schneller fertig werden, als sich die Reaktivierung der Eifelquerbahn positiv auswirken würde“, zeigte sich der DB-Konzernbevollmächtigte Dr. Klaus Vornhusen unmittelbar nach dem Hochwasser überzeugt – eine völlige Fehleinschätzung, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Dennoch hält die DB InfraGO AG an ihrer Blockadehaltung gegenüber einer Reaktivierung der Eifelquerbahn fest. Dabei lehnt sie nicht nur eine Reaktivierung in Eigenregie ab, sondern verweigert darüber hinaus einem interessierten Eisenbahninfrastrukturunternehmen den Zugang zu Strecken- und Bauwerksunterlagen und behindert damit dessen vorbereitende unternehmerische Tätigkeiten für eine privatwirtschaftliche Streckenreaktivierung. Darüber hinaus weigert sich die DB InfraGO AG bis heute, die Eifelquerbahn signaltechnisch in das im Wiederaufbau befindliche Stellwerk Gerolstein einzubinden. Mit Verweis auf die fehlende Entscheidung des Landes Rheinland-Pfalz über die Zukunft der Eifelquerbahn sei man diesbezüglich „aktuell nicht handlungsfähig“, so eine Vertreterin der DB InfraGO AG. „Sowohl das rheinland-pfälzische Mobilitätsministerium als auch das BMDV haben die DB InfraGO AG aufgefordert, im Rahmen des Wiederaufbaus der Eifelstrecke die Eifelquerbahn wie vor dem Hochwasser in das Stellwerk in Gerolstein einzubinden. Die hierfür erforderlichen Mittel stehen im Rahmen des Wiederaufbaufonds zur Verfügung. Das Verhalten der DB InfraGO AG ist weder konstruktiv noch gemeinwohlorientiert gegenüber den Menschen in der Region“, zeigt sich der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins sichtlich verärgert. Seitens des Vereins setzt man nun darauf, dass die bereits laufenden Gespräche zwischen der Landeseisenbahnaufsicht Rheinland-Pfalz und dem privaten Eisenbahninfrastrukturunternehmen kurzfristig zu greifbaren Ergebnissen führen und damit die Blockadepolitik der DB InfraGO AG beendet wird. Darüber hinaus muss aus Sicht des Eifelquerbahn-Vereins dringend eine eindeutige Positionierung des Landes Rheinland-Pfalz zur Reaktivierung der Eifelquerbahn erfolgen.

Pressemitteilung des Eifelquerbahn e. V. vom 13. Februar 2025

Vor knapp vier Wochen feierte die Deutsche Bahn AG (DB) im rheinland-pfälzischen Kyllburg mit zahlreichen Ehrengästen den offiziellen Spatenstich für die Elektrifizierung der 164 Kilometer langen Eifelstrecke. Aufgrund von Verfügbarkeitsproblemen bei den für die Elektrifizierung benötigten Transformatoren und Fachfirmen musste die DB die ursprünglich für Dezember 2026 geplante Fertigstellung der elektrifizierten Eifelstrecke um mindestens 2 Jahre verschieben. „Frühestens im Dezember 2028“ sei die Fertigstellung der elektrischen Eifel-, Erfttal- und Voreifelbahn möglich, heißt es nun seitens der DB InfraGO AG gegenüber dem NRW-Zweckverband go.Rheinland, wie aus den öffentlich zugänglichen Unterlagen der Zweckverbandsversammlung vom 29. November 2024 hervorgeht. Dort findet sich auch die Erklärung, warum die DB nun von einer schrittweisen Fertigstellung der Arbeiten spricht. So konnten bisher nur für 5 der insgesamt 13 Bauabschnitte entsprechende Fachfirmen gewonnen werden. Für Nordrhein-Westfalen sind lediglich die beiden Abschnitte zwischen Euskirchen und Nettersheim vergeben. Dabei ist zu beachten, dass der Kaller Tunnel sowie der wichtige Knotenpunkt Bahnhof Euskirchen bisher nicht vergeben wurden. Auch für die drei Abschnitte zwischen Hürth-Kalscheuren und Euskirchen konnte noch kein Auftragnehmer gefunden werden. Für den rund 100 Kilometer langen Streckenabschnitt in Rheinland-Pfalz sucht die DB InfraGO AG noch für drei der sechs Bauabschnitte entsprechende Fachfirmen. Deutlich besser sieht es bei der Erfttalbahn und der Voreifelbahn aus. Hier konnten alle Bauabschnitte bereits vergeben werden. Die Arbeiten sollen bis Juni 2028 abgeschlossen sein, zeitgleich mit der Generalsanierung der linksrheinischen Strecke, an die sich allerdings zwei weitere Großprojekte im Kölner Raum anschließen.

„Ab Mitte 2028 wird es für ca. 5 Monate keine Möglichkeit mehr geben, auf der Schiene von Euskirchen in Richtung Köln zu fahren. Der direkte Weg über Hürth-Kalscheuren ist wegen der Sanierung der Kölner Brücken und der damit verbundenen Sperrung der Strecke zwischen Hürth-Kalscheuren und Köln Hauptbahnhof nicht möglich. Aber auch die Umleitung über die Bördebahn nach Düren scheidet aus, da zeitgleich die Sanierung des Hochleistungskorridors von Aachen nach Köln geplant ist. Das stellt insbesondere die DB Regio mit ihrer Werkstatt in Köln vor große Probleme“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner. Während ab Dezember 2028 zumindest der Weg über Düren wieder frei sein wird, bleibt die direkte Verbindung nach Köln weiterhin gesperrt. So rechnet die DB InfraGO AG für die Sanierung der Kölner Brücken mit einer Bauzeit von 17 Monaten, d. h. mit einer Sperrung des Abschnittes Hürth-Kalscheuren – Köln Hbf von Juli 2028 bis Dezember 2029.

„Insgesamt droht in diesem Zusammenhang, dass ein geordneter elektrischer Betrieb auf der Eifelstrecke und der Voreifelbahn voraussichtlich erst nach Fertigstellung der Kölner Brückensanierung zu Dezember 2029 wahrscheinlich werden könnte“, heißt es in der Mitteilungsvorlage des Zweckverbands go.Rheinland zum „E-VAREO“-Netz. Mit einer Normalisierung für die Fahrgäste der Eifelstrecke wäre also frühestens in fünf Jahren, zum Fahrplanwechsel 2030, zu rechnen. Weitere Verzögerungen sind nicht auszuschließen. So war für die aktuelle Sperrpause im Abschnitt Bitburg – Trier-Ehrang eigentlich der Neubau und Einschub mehrerer Brückenbauwerke geplant, wie der Homepage der Firma Lupp zu entnehmen ist. Auch der Neubau der Hochbrücke Gerolstein und die sich weiter verzögernde Entscheidung über den zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke in Rheinland-Pfalz könnten den Zeitplan weiter aus dem Takt bringen.

„Der Blick nach Euskirchen zeigt, wie wichtig Umleitungsstrecken sind. Auch wenn sie nicht alles auffangen können, so erleichtern sie doch vielfach die Abläufe in einer so schwierigen Situation, wie wir sie auf der Eifelstrecke noch über Jahre haben werden. Die Entscheidung der DB, die Eifelquerbahn Gerolstein – Kaisersesch – Andernach nicht für Logistikverkehre zu nutzen, muss daher als klare Fehlentscheidung gewertet werden. Bereits im Januar 2022 hätte nach den Überführungsfahrten auf der Eifelquerbahn für die nach dem Hochwasser in Gerolstein eingeschlossenen Fahrzeuge bei Weiternutzung der Eifelquerbahn mit dem Wiederaufbau der Eifelstrecke von Gerolstein in Richtung Kall begonnen werden können, wovon insbesondere die Pendler in Richtung Köln profitiert hätten. Auch die Anlieferung der benötigten Baufahrzeuge und -materialien wäre möglich gewesen, ohne immer wieder Fahrzeuge durch die aktuell laufenden Tunnelarbeiten schleusen zu müssen. Aber auch die Tourismusbranche würde durch die ganzjährige Erreichbarkeit der Region auf der Schiene von einer reaktivierten Eifelquerbahn profitieren. Statt immer wieder zu versuchen, bekannte Probleme so lange wie möglich unter den Teppich zu kehren, wäre es wünschenswert, wenn die bundeseigene DB InfraGO AG als gemeinwohlorientiertes Unternehmen und Streckeneigentümerin der Eifelstrecke und der Eifelquerbahn auch das Wohl der Menschen in der Region im Auge hätte.“, so Wießner.

Pressemitteilung des Eifelquerbahn e. V. vom 26. November 2024

 

Mitteilung des Zweckverband go.Rheinland zu den Verzögerungen im E-VAREO Netz:

https://gremien.gorheinland.com/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZatxuyh3jT4loh6zuJlJ6l0

Wieder einmal war die Pressestelle der Deutschen Bahn (DB) gefordert, die neuesten Hiobsbotschaften aus dem Hause der DB zur Eifelstrecke möglichst schonend an die Öffentlichkeit zu bringen. Nachdem bereits der Wiederaufbau des noch immer nicht fertiggestellten rund 50 km langen Abschnitts Gerolstein – Kall deutlich hinter dem mehrfach revidierten Zeitplan zurückliegt, steht nun fest, dass sich auch die Inbetriebnahme der Elektrifizierung der Eifelstrecke um mindestens zwei Jahre verzögern wird. Nach Angaben der DB in ihrer Pressemitteilung vom 22.10.2024 werde ein „durchgehender elektrischer Zugbetrieb auf der Eifelstrecke erst mit einer finalen Einbindung der Anlage in das deutsche Bahnstromnetz möglich“ sein, was „nach jetzigem Stand voraussichtlich im Verlauf des Jahres 2028“ sei.

„Weitere vier Jahre mit regelmäßigen Streckensperrungen und nur mäßig zuverlässigem Schienenersatzverkehr. Wir reden hier über einen Gesamtzeitraum von mindestens 7 Jahren, in dem die Eifelstrecke als verlässliches Verkehrsmittel ausfällt. Das ist eine absolute Katastrophe für alle, die auf die Bahn angewiesen sind. Und offensichtlich ist man sich bei der DB selbst nicht sicher, ob der neue Termin gehalten werden kann“, so Noah Wand, Landesvorsitzender des Fahrgastverbandes PRO BAHN Rheinland-Pfalz. Denn als Grund für die jetzt bekannt gewordene gravierende Terminverschiebung nennt die DB den „Umfang und Komplexität des Vorhabens“. Auch könne der neue Termin nur unter der Voraussetzung eingehalten werden, dass „benötigte Transformatoren, die die DB frühzeitig bestellt hat, rechtzeitig bereitgestellt werden können“. Eine Aussage, der der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner, vehement widerspricht.

„Die DB hat die benötigten Transformatoren einfach viel zu spät ausgeschrieben. Wenn ich ein Lieferfenster von bis zu 30 Monaten akzeptiere und mein Projekt 24 Monate vor dem geplanten Fertigstellungstermin beginne, dann muss doch jedem klar sein, dass das nicht funktionieren kann. Das ist einfache Mathematik aus der ersten Grundschulklasse“. Der Eifelquerbahn-Verein hatte bereits im Juli 2024 in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass selbst die ursprünglich veranschlagte maximale Lieferzeit von 30 Monaten nicht ausreiche und die DB sich gezwungen sah, diese auf bis zu 40 Monate zu verlängern. Noch im August teilte die DB der Presse auf Nachfrage mit, dass die Arbeiten zur Elektrifizierung der Eifelstrecke weiterhin im Zeitplan lägen.

Doch das sind nicht die einzigen Probleme bei der Elektrifizierung, wie aus einer Präsentation des Zweckverbandes SchienenPersonenNahVerkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord) vom 19.09.2024 zu entnehmen ist. Offensichtlich hat die DB InfraGO AG bereits Gründungsarbeiten für Oberleitungsmasten an Stellen durchgeführt, an denen später potenziell das zweite Gleis wiederhergestellt werden könnte. Obwohl vertraglich dazu verpflichtet, hat die DB InfraGO AG dieses Vorgehen nicht mit dem Land Rheinland-Pfalz abgestimmt, wie aus einem Schreiben von Michael Hauer, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Mobilitätsministerium, an den Konzernbevollmächtigten der DB für Rheinland-Pfalz hervorgeht. „Die für das zweite Gleis benötigte Fläche muss unbedingt freigehalten werden. Ohne den Wiederaufbau des zweiten Gleises auf mindestens 10 Kilometern können die vom Zweckverband SPNV-Nord vorgestellten Fahrplanverbesserungen nicht umgesetzt werden. Jetzt bietet sich die Chance, diesen Ausbau in den nächsten 4 Jahren parallel zur Elektrifizierung voranzutreiben. Wird diese Chance jetzt nicht genutzt, sind weitere Einschränkungen für die Zeit nach 2028 unausweichlich und das kann niemand ernsthaft wollen“, so Wand.

Pressemitteilung des Eifelquerbahn e. V. vom 25. Oktober 2024

Während die Ergebnisse des rheinland-pfälzischen Rankingverfahrens zur Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken noch auf sich warten lassen, haben der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und die Allianz pro Schiene die mittlerweile vierte Auflage ihrer Reaktivierungsvorschläge vorgelegt. Darin sind auch 11 der 12 offiziellen Reaktivierungskandidaten aus Rheinland-Pfalz enthalten.

Drei der Reaktivierungskandidaten werden von den Fachleuten als vordringliche Projekte mit höchster Priorität und kurzfristiger Realisierungsmöglichkeit eingestuft: die Aartalbahn von Diez nach Bad Schwalbach, die Zellertalbahn von Monsheim nach Langmeil und die Eifelquerbahn von Kaisersesch nach Gerolstein. Während für die Zellertalbahn und die Aartalbahn die für die Einstufung erforderlichen Nutzen-Kosten-Untersuchungen noch erarbeitet bzw. vergeben werden, liegt für die Eifelquerbahn bereits seit über einem Jahr eine positive Nutzen-Kosten-Untersuchung vor.

Als strukturschwache ländliche Region würde die Vulkaneifel von einer Reaktivierung der Eifelquerbahn besonders profitieren, so die beiden Verbände weiter. So stelle die Anbindung an das Schienennetz einen wichtigen Standortvorteil dar, wenn es um die Ansiedlung neuer Unternehmen oder die Wahl des Wohnortes gehe, wie auch eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) aus dem Jahr 2022 bestätige. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist dies ein wichtiger Zukunftsfaktor für die Region.

Mit der Stadt Daun bindet die Eifelquerbahn zudem als einzige der drei Top-Reaktivierungskandidaten sowohl eine Kreisstadt als auch ein Mittelzentrum wieder an das deutsche Schienennetz an. Wie bereits vom Zweckverband SchienenPersonenNahVerkehr (SPNV) Rheinland-Pfalz Nord im Rahmen der Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Eifelquerbahn dargelegt, könnte die Kreisstadt Daun auf diese Weise eine direkte und umsteigefreie Anbindung an die beiden Oberzentren Trier und Koblenz erhalten.

Von einer Reaktivierung der Eifelquerbahn würden auch die Mitglieder des „Bündnis zum Ausbau der Eifelstrecke“ profitieren. Einige Mitglieder des Bündnisses, welches den zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke fordert, liegen im direkten Einzugsbereich der Eifelquerbahn. Aus der Wirtschaft sind dies beispielweise die Spedition Ludwig und die Apra-Gruppe. Auch die Touristiker im Gesundland Vulkaneifel würden von einer direkten Anbindung der Region in Richtung Trier und Koblenz profitieren.

Ein großes Hindernis ist jedoch die schleppende Umsetzung von Reaktivierungsprojekten, wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und die Allianz pro Schiene beklagen. So wurden innerhalb von zwei Jahren bundesweit nur 21 Streckenkilometer reaktiviert, davon kein einziger in Rheinland-Pfalz. Erst im kommenden Jahr werden auch in Rheinland-Pfalz die ersten 2 Streckenkilometer hinzukommen, wenn die Trierer Weststrecke nach mehrmaliger Verschiebung im Jahr 2025 endlich wieder offiziell für den Personenverkehr in Betrieb gehen soll.

Gemeinsam mit seinem Kooperationspartner, der EBL GmbH aus Frankenthal, treibt der Eifelquerbahn e.V. daher seit diesem Jahr die schrittweise Reaktivierung der Eifelquerbahn aktiv voran. Ein entsprechender Antrag der EBL GmbH liegt der zuständigen Landeseisenbahnaufsicht Rheinland-Pfalz bereits seit fast 8 Monaten zur Bearbeitung vor, diese verzögert sich aber immer wieder aufgrund von Personalmangel bei der Landeseisenbahnaufsicht. Sollte der Antrag genehmigt werden, könnten sich die reaktivierten Streckenkilometer in Rheinland-Pfalz in naher Zukunft deutlich erhöhen.

Pressemitteilung des Eifelquerbahn e. V. vom 16. Oktober 2024

Gerolstein, 10:34 Uhr an einem sonnigen Sonntagmorgen im Juli 2024. Pünktlich hat der Regionalexpress aus Köln die zahlreichen Tagesausflügler zu ihrem Ziel in der Vulkaneifel gebracht. Rund anderthalb Jahre ist es her, dass die damalige DB Netz AG den Wiederaufbau der Eifelstrecke zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht hat.

Leider ist dies nur ein schöner Traum, denn die Planungen, die der Leiter Technik Portfolio Mainz/Koblenz bei der DB Netz AG, Stefan Gleißner, am 13. Mai 2022 bei der 68. Verbandsversammlung des Zweckverbandes SPNV Rheinland-Pfalz Nord den anwesenden Verbandsmitgliedern präsentierte, sind bisher unerfüllt. Bis heute ist Gerolstein nur aus Richtung Trier zu erreichen. Die für viele Pendler wichtige Anbindung von Gerolstein nach Köln wird es nach aktuellen Planungen allerdings nicht vor Ende 2026 geben.

In den kommenden knapp zweieinhalb Jahren finden Arbeiten für die Elektrifizierung der Eifelstrecke wechselweise nördlich und südlich von Gerolstein statt, wobei sich der den Bahnhof Gerolstein betreffende Bauabschnitt Richtung Köln bis zur Überleitstelle bei Bewingen erstreckt. Hierdurch ist Gerolstein während der Bauarbeiten in diesem Abschnitt weder aus Richtung Köln noch aus Richtung Trier zu erreichen, so dass der Bahnhof Gerolstein dann komplett vom Schienenverkehr abgeschnitten sein wird, wovon sowohl die DB Regio NRW als auch die Vulkan-Eifel-Bahn betroffen sind.

Die nächsten größeren Arbeiten im Bereich Gerolstein finden vom 03.09.2024 bis zum 09.02.2025 statt. In dieser Zeit plant die DB InfraGO AG die Anpassung und Absenkung der Gleislage in den Tunneln sowie den Neubau mehrerer Eisenbahnüberführungen. Während der nachfolgenden Bauarbeiten vom 16.06.2025 bis 29.09.2025 ist u.a. die Anhebung der erst in diesem Jahr vollständig in Betrieb genommenen Fußgängerüberführung im Bahnhof Gerolstein geplant. Für den kompletten Umbau der Überführung, inkl. Anpassung der Fahrstühle und Treppen, wurden von Seiten der DB InfraGO AG insgesamt 12 Monate veranschlagt.

Auch wenn noch nicht offiziell kommuniziert, so gibt es bereits konkrete Planungen für die weiteren Bauarbeiten im Jahr 2026. Im Zeitraum 16.01.-31.10.2026 soll die Eifelstrecke für die Elektrifizierungsarbeiten zwischen Euskirchen und Kall gesperrt werden. Im Bereich um Gerolstein sollen die weiteren Arbeiten ab dem 30.03.2026 starten und bis zum 24.08.2026 dauern.

Die für Dezember 2026 geplante Inbetriebnahme der elektrifizierten Eifelstrecke scheint dagegen gemäß den Angaben der laufenden Ausschreibung im DB Vergabeportal in weite Ferne zu rücken. So hat die DB Energie GmbH ihre im Juni veröffentlichte Ausschreibung über insgesamt 11 Transformatoren drei Tage vor Fristablauf dahingehend aktualisiert, dass die bisher erlaubte maximale Lieferzeit von 31 Monaten auf jetzt 40 Monate verlängert wurde. Bei einem geplanten Projektstart im Januar 2025 und einer ursprünglich gewünschten Lieferzeit innerhalb von 18 Monaten, würde sich die für 2026 geplante Anlieferung der Transformatoren auf 2027 bis 2028 verschieben, was den aktuellen Zeitplan endgültig zum Kollabieren bringen würde. Neben den ohnehin schon schwer gebeutelten Pendlern würde dies auch die Tourismusbranche sowie mehrere in der Region Vulkaneifel ansässige Firmen treffen, die auf eine Erreichbarkeit über die Schiene angewiesen sind oder planen, ihre Transporte auf diese zu verlagern.

Damit rückt eine Option wieder in den Fokus, die bereits unmittelbar nach der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 ins Spiel gebracht und nur wenige Monate später, wenn auch nur für einen sehr begrenzten Zeitraum, erfolgreich umgesetzt wurde: die Wiederinbetriebnahme der Eifelquerbahn zwischen Gerolstein und Kaisersesch.

Damals lehnte die DB eine längerfristige Lösung mit Verweis auf die kurzfristige Wiederherstellung der gesamten Eifelstrecke ab, eine fatale Fehleinschätzung, wie mittlerweile hinlänglich bekannt ist! Ein weiteres Argument der DB InfraGO AG gegen eine längerfristige Nutzung war die Tatsache, dass vom Eisenbahnbundes-Amts (EBA) als zuständiger Aufsichtsbehörde nur eine „einmalige Nutzung“ der Eifelquerbahn genehmigt wurde. Auf Anfrage teilte das EBA allerdings mit, dass die DB InfraGO AG eine über die Evakuierungsfahrten hinausgehende Nutzung der Eifelquerbahn nie angefragt habe. Außerdem kann die DB InfraGO AG jederzeit ihre bereits für den Streckenabschnitt Andernach – Kaisersesch bestehende Unternehmensgenehmigung um den Streckenabschnitt Kaisersesch – Gerolstein erweitern lassen.

Kyllbrücke der Eifelquerbahn bei Pelm im Juli 2024

Zu guter Letzt wurde auch immer wieder der umfangreiche Sanierungsaufwand von der DB InfraGO AG als Argument gegen eine weitergehende Nutzung angeführt. Aber auch diese Aussage entsprach jedoch nicht den Tatsachen, wie offizielle Unterlagen der DB belegen. So bezifferte die DB in der von Anfang 2019 bis Februar 2021 laufenden Ausschreibung zur Eifelquerbahn die Kosten zur Wiederinbetriebnahme auf insgesamt 2,8 bis 3,3 Mio. Euro. Hierin enthalten waren bereits die Kosten zur Sanierung der Kyllbrücke bei Pelm, welche mit 2 bis 2,5 Mio. Euro beziffert wurden. Diese Kosten wurden durch die im September 2021 erfolgte erneute Begutachtung der Brücke bestätigt, darüber hinaus zeigt das Gutachten auch die Möglichkeit einer kleinen Sanierung für gerade einmal 200.000 Euro auf.

„Was muss noch alles passieren, bis die zuständigen Ministerien des Landes Rheinland-Pfalz endlich aufwachen? Es ist an der Zeit den Vorschlag des BMDV zur Nutzung der Eifelquerbahn aufzugreifen und gemeinsam mit dem BMDV auf die DB InfraGO AG einzuwirken, damit diese unverzüglich die notwendigen Schritte zur Wiederinbetriebnahme der Eifelquerbahn für Logistik-, Güter- und Touristikverkehre in die Wege leitet. In Anbetracht der vorhandenen Alternative ist den Menschen ein weiterer Stillstand in den kommenden 3-4 Jahren nicht mehr zu vermitteln!“, so Jens Wießner, Vorsitzender des Eifelquerbahn-Vereins.

Hierzu ergänzt Jörg Petry, Geschäftsführer der Vulkan-Eifel-Bahn aus Gerolstein: „Als Eisenbahnverkehrsunternehmen mit öffentlicher Werkstatt sind wir auf eine permanente Erreichbarkeit über die Schiene angewiesen. Wir erwarten von der DB InfraGO AG als Europas größtem Eisenbahninfrastrukturunternehmen und Eigentümerin von Eifelstrecke und Eifelquerbahn, die Erreichbarkeit unseres Standortes über die Schiene zu gewährleisten, ähnlich wie es auch im Rahmen der Generalsanierungen im Streckennetz der DB InfraGO AG praktiziert wird.“

Auch der Landesvorsitzende des Fahrgastverbands PRO BAHN Rheinland-Pfalz, Noah Wand, sieht dringenden Handlungsbedarf: „Die andauernden Terminverschiebungen und die mangelhafte Informationspolitik der Deutschen Bahn sorgt zunehmend für Frust unter den Fahrgästen der Eifelstrecke. In Anbetracht der sich abzeichnenden massiven Terminverschiebung bei der Elektrifizierung der Eifelstrecke müssen das Land Rheinland-Pfalz und die DB InfraGO AG jetzt schnellstmöglich Klarheit schaffen, wie es mit dem zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke weitergehen soll. Wie bereits bei der Ahrtalbahn praktiziert, müssen diese Arbeiten gebündelt werden, ansonsten laufen wir Gefahr, dass der aktuelle Zustand noch bis in die 2030er Jahre Bestand hat.“

Pressemitteilung des Eifelquerbahn e. V. vom 25. Juli 2024

Nach monatelangen Gesprächen und Vorbereitungen konnte nun ein wichtiger Schritt in Richtung Eifelquerbahn-Reaktivierung gemacht werden. Gemeinsam mit der EBL GmbH als Eisenbahninfrastrukturunternehmen beabsichtigt der Eifelquerbahn e. V., die schrittweise Reaktivierung der Eifelquerbahn zwischen Kaisersesch und Gerolstein umzusetzen. Ende Februar wurde der entsprechende Antrag zur Erteilung einer Unternehmensgenehmigung bei der zuständigen Landeseisenbahnaufsicht in Rheinland-Pfalz gestellt.

„Wir freuen uns, dass wir mit der EBL GmbH einen erfahrenen und kompetenten Partner gefunden haben, mit dem wir das Projekt Eifelquerbahn-Reaktivierung nun vorantreiben können. Leider haben die im Vorfeld mit der DB InfraGO AG geführten Gespräche zu keinem Ergebnis geführt, stattdessen beharrte man auf seiner mehr als fragwürdigen Argumentation in Bezug auf die bestehende Verkehrssicherungspflicht, um eine Betretungserlaubnis zur Strecke zu verweigern. Daher sind wir nun den nächsten Schritt gegangen und schöpfen die rechtlichen Möglichkeiten aus, die das Allgemeine Eisenbahngesetz in Bezug auf gewidmete Eisenbahninfrastruktur bietet“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner.

Bei allen Überlegungen galt es immer zu berücksichtigen, dass entsprechende Bemühungen für die Wiederaufnahme des Güter- und Touristikverkehrs in keinem Konflikt zu einer späteren SPNV-Reaktivierung stehen. Der Verein hatte daher im Vorfeld entsprechende Gespräche mit dem für die Reaktivierung der Eifelquerbahn zuständigen Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz geführt. Mobilitätsministerin Katrin Eder hatte in diesem Zusammenhang bereits angeboten, entsprechende Pachtgespräche mit der DB InfraGO AG durch ihr Ministerium zu begleiten.

Im Hinblick auf den möglichen Güterverkehr soll die Wiederinbetriebnahme sowohl von Kaisersesch als auch aus Richtung Gerolstein in Angriff genommen werden, um so auch die vorhandene Infrastruktur im ehemaligen Bahnhof Pelm nutzen zu können.

Ein erster Kontakt wurde auch bereits in Richtung des parlamentarischen Staatssekretärs Michael Theurer im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gesucht, nachdem dieser im November vergangenen Jahres eine Nutzung der Eifelquerbahn, im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau und der Elektrifizierung der Eifelstrecke ins Spiel gebracht hatte. Dies könnte sich auch positiv auf die vom Zweckverband SPNV-Nord geplante Durchbindung der Regionalbahn von Trier über Gerolstein bis nach Daun auswirken.

„Leider hat uns die Hinhaltetaktik der mittlerweile gemeinwohlorientierten DB InfraGO AG viel Zeit gekostet. Wir hoffen, dass es trotzdem gelingt, zum 130-jährigen Streckenjubiläum im kommenden Jahr zumindest ein erstes Teilstück der Eifelquerbahn wieder in Betrieb zu nehmen. Doch das wird nicht ohne eine gehörige Portion ehrenamtliches Engagement gehen, wir freuen uns daher immer über weitere Mitglieder, die unsere Bemühungen auf die eine oder andere Art unterstützen wollen“, so Wießner.

Pressemitteilung des Eifelquerbahn e. V. vom 15. März 2024

Die erneuten Verzögerungen beim Wiederaufbau der Eifelstrecke nahm der Eifeler CDU-Bundestagsabgeordnete Patrick Schnieder zum Anlass, sich mit einer schriftlichen Anfrage an das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) zu wenden, um in Erfahrung zu bringen, welche Maßnahmen die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn AG ergreifen will, damit es künftig nicht zu weiteren Verzögerungen beim Wiederaufbau und der Elektrifizierung der Eifelstrecke kommt. In seiner Antwort verwies der Parlamentarische Staatssekretär und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr Michael Theurer darauf, dass auch im Rahmen der Elektrifizierungsarbeiten mit weiteren Einschränkungen zu rechnen sei, man aber das Ziel verfolge, diese so gering wie möglich zu halten. In diesem Zusammenhang habe das BMDV auf Basis des positiven Ergebnisses der im September dieses Jahres vorgestellten Machbarkeitsstudie die Reaktivierung der Eifelquerbahn als Ausweichtrasse im Personen-, Güter- und Baustellenverkehr vorgeschlagen.


SWR Nachrichten vom 14. Dezember 2023 um 19:30 Uhr

„Aus den ursprünglich geplanten anderthalb Jahren für den Wiederaufbau der Eifelstrecke werden nun mindestens drei Jahre und es ist noch nicht abzusehen, welche Auswirkungen die geplanten Sanierungen der Hochleistungskorridore auf die Elektrifizierung der Eifelstrecke haben werden. Wir begrüßen daher ausdrücklich, dass das BMDV die positive Machbarkeitsstudie zur Eifelquerbahn-Reaktivierung zum Anlass genommen hat, die Reaktivierung der Eifelquerbahn vorzuschlagen“, so Jens Wießner, Vorsitzender des Eifelquerbahn-Vereins.

Neben dem BMDV widmete sich jüngst auch der Kreistag des Landkreises Vulkaneifel dem Thema Eifelquerbahn-Reaktivierung. Eine von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen eingebrachte Resolution zur Eifelquerbahn-Reaktivierung wurde vom Kreistag an den Ausschuss Klimaschutz, Mobilität und Infrastruktur verwiesen. Landrätin Julia Gieseking (SPD) verwies in diesem Zusammenhang auf „einen Stapel unbeantworteter Schreiben“ der Kreisverwaltung an die rheinland-pfälzischen Klimaschutz- und Mobilitätsminister Katrin Eder (Bündnis 90/Die Grünen). Der CDU-Landtagsabgeordnete Gordon Schnieder machte deutlich, dass er beim Thema Finanzierung das Land in der Verantwortung sieht. Von der scheidenden SPD-Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt kam der Vorschlag, anstatt der Resolution einen gemeinsamen Termin der Landrätin und der drei Landtagsabgeordneten des Vulkaneifel-Kreises bei Mobilitätsministerin Katrin Eder anzustreben, um so im direkten Gespräch auf die Umsetzung des bereits seit dem Jahr 2009 bestehenden Beschlusses zur Eifelquerbahn-Reaktivierung zu drängen.

Eine alternative Nutzung der Eifelquerbahn, z.B. als Radweg, scheidet zumindest aus. So haben Bundestag und Bundesrat das von der Beschleunigungskommission Schiene vorgeschlagene Entwidmungsverbot für Schienenstrecken durch eine Änderung des Allgemeinen Eisenbahngesetzes umgesetzt. Der Erhalt von Eisenbahninfrastruktur liegt nun im überragenden öffentlichen Interesse. Somit ist sichergestellt, dass die Trasse der Eifelquerbahn auch zukünftig der ausschließlichen Nutzung als Eisenbahnstrecke gewidmet bleibt.

„Es liegt nun an der rheinland-pfälzischen Mobilitätsministerin Katrin Eder, den Vorschlag des BMDV aufzugreifen und das Gespräch mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing und der Deutschen Bahn AG zu suchen. Dies hätte bereits vor zwei Jahren geschehen müssen, hatte die Deutsche Bahn damals doch bereits die entsprechenden Vorarbeiten geleistet. Stattdessen hat man wertvolle Zeit verstreichen lassen“, kritisiert Wießner die ungenutzte Chance nach den Überführungsfahrten im Januar 2022.

Pressemitteilung des Eifelquerbahn e. V. vom 14. Dezember 2023

Komplett von Brombeerranken überwuchertes Gleis, hohes Gras und Birken – Beim Blick auf die Eifelquerbahn zwischen Kaisersesch und Ulmen braucht es heute schon einiges an Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass Anfang 2022 innerhalb weniger Tage mehrere schwere Züge über die Eifelquerbahn gefahren sind. Wegen der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 war die Eifelstrecke von Trier nach Köln in weiten Teilen zerstört und ist seither nur abschnittsweise befahrbar, was sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern wird. So erwies es sich als Glücksfall, dass die Eifelquerbahn das Jahrhunderthochwasser unbeschadet überstanden hatte und die in Gerolstein „gefangenen“ Fahrzeuge der DB Regio und der Vulkaneifelbahn (VEB) über diese wertvolle West-Ost-Verbindung via Daun und Kaisersesch evakuiert werden konnten. Einige hunderttausend Euro investierte die DB Netz AG damals in den Freischnitt der stillgelegten, aber intakten Strecke. Die Fahrten der langen Evakuierungszüge über die freigeschnittene Bahnlinie im Jahr 2022 verliefen dann auch ohne Probleme. Seither ist die Strecke wieder in den Dornröschenschlaf zurückgefallen und die Natur erobert die Eifelquerbahn langsam wieder zurück.

Mit der seit Ende September vorliegenden positiven Machbarkeitsstudie zur Eifelquerbahn-Reaktivierung sind die Chancen deutlich gestiegen, die Strecke mit einem attraktiven Nahverkehrsangebot im regulären Personennahverkehr wieder in Betrieb zu nehmen. Doch bis es so weit ist, werden noch etliche Jahre ins Land gehen, während die vorhandene Infrastruktur weiterhin ungenutzt bleibt. Doch dies muss nicht so sein.

„Wir stehen seit einiger Zeit mit der DB Netz AG in Kontakt und beabsichtigen in einem ersten Schritt den Freischnitt der Eifelquerbahn von Kaisersesch nach Ulmen. Ehrenamtlich, wie schon beim Freischnitt des Industriestammgleises in Kaisersesch. Hierzu bedarf es einer entsprechenden Vereinbarung, wie es sie bereits bei zahlreichen anderen stillgelegten Strecken im Besitz der DB Netz AG gibt. Diese würde uns Vegetationsarbeiten im Gleisbereich ermöglichen und die DB gleichzeitig aus der Haftung der von uns ehrenamtlich durchgeführten Arbeiten befreien. Eine diesbezügliche Vereinbarung liegt den Verantwortlichen im zuständigen Regionalbereich Mitte vor, und bei einer entsprechenden Zustimmung könnten wir noch in diesem Jahr mit den Arbeiten beginnen“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner. Noch aber ziert man sich bei der DB Netz AG, der Anfrage stattzugeben. Dennoch ist man von Vereinsseite optimistisch, diesbezüglich zu einer Einigung zu gelangen. Denn wie der Eifelquerbahn-Machbarkeitsstudie zu entnehmen ist, soll im Falle einer Reaktivierung der Eifelquerbahn nicht der kostspielige DB-Standard, sondern der günstigere NE-Standard (NE = Nichtbundeseigene Eisenbahnen) zur Anwendung kommen. Somit scheidet die DB Netz AG bzw. die ab 2024 zuständige Nachfolgerin DB InfraGO AG als zukünftige Betreiberin der reaktivierten Strecke aus.

„Schon im Jahr 2008 wurden knapp 3 Millionen Euro an Steuergeldern in die Sanierung des Streckenabschnitts Kaisersesch – Ulmen investiert, dementsprechend befindet sich dieser auch heute noch in einem guten Zustand. Dies hatte die DB Netz AG bereits 2019 im Rahmen der Streckenausschreibung bestätigt. Daher sehen wir gute Chancen, diesen Streckenabschnitt im Rahmen von Wochenendverkehren in Zusammenarbeit mit einem privaten Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU) zeitnah wieder in Betrieb zu nehmen. Auch im weiteren Verlauf bis Daun sind bisher keine größeren Probleme bekannt. Diesbezüglich haben wir bereits erste Gespräche mit dem zuständigen rheinland-pfälzischen Mobilitätsministerium geführt. Von Seiten der Staatsministerin Katrin Eder wurde die Begleitung entsprechender Pachtgespräche mit der DB Netz AG durch das Ministerium in Aussicht gestellt“, so Wießner weiter. Erst einmal bedarf es aber der fachmännischen Inaugenscheinnahme der Gleisanlagen und Bauwerke, was wiederum den vom Verein beabsichtigen Streckenfreischnitt voraussetzt. Beim Verein Eifelquerbahn e. V. geht man davon aus, dass die DB Netz AG wenig Interesse daran haben dürfte, weiter Geld für eine Infrastruktur aufzuwenden, von der auf absehbare Zeit keine größeren Einnahmen zu erwarten sind und die sie bei der geplanten Reaktivierung ohnehin nicht betreiben wird. Dementsprechend wäre der Verkauf oder die Verpachtung der Strecke für den DB-Konzern die „günstigste“ Lösung. „Wir sind bereit, hier wieder in Vorleistung zu gehen, um im wahrsten Sinne des Wortes den Weg für eine Betriebsaufnahme im Rahmen von Wochenendverkehren freizumachen. Die Entscheidung darüber liegt nun bei den Verantwortlichen der DB Netz AG“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins.

Pressemitteilung des Eifelquerbahn e.V. vom 20. November 2023

Was sich beim Blick in die Fahrplanauskunft auf www.bahn.de bereits angedeutet hatte, wurde jetzt durch den Zweckverband go.Rheinland bestätigt: Erneut verschiebt sich die Wiederinbetriebnahme der Eifelstrecke zwischen Gerolstein und Nettersheim. Als Grund nennt die DB Netz AG „bestehende Ressourcenengpässe und fehlende Verfügbarkeiten der Signalbauindustrie“. Von Seiten der DB Regio AG geht man aktuell davon aus, erst Ende 2024 den Gesamtbetrieb zwischen Kall und Gerolstein wieder aufnehmen zu können. Doch auch dies erscheint mehr als fraglich, wie die weiter fortschreitenden Planungen zur Elektrifizierung der Eifelstrecke zeigen.

Los geht es im Sommer 2024 mit der bereits angekündigten mehrmonatigen Sperrung der Eifelstrecke in Nordrhein-Westfalen, welche vom 08. Juli bis 02. September den Abschnitt von Nettersheim bis kurz vor Gerolstein betrifft, in Abhängigkeit vom Fortschritt der Arbeiten zum Wiederaufbau. Ab dem 02. September folgt der Streckenabschnitt bis Trier-Ehrang. Während dieser bis zum 09. Februar 2025 andauernden Streckensperrung sollen zahlreiche Brückenbauwerke für die Elektrifizierung angepasst bzw. durch Neubauten ersetzt werden, wie die von der DB Netz AG beauftragte Firma Adolf Lupp auf ihrer Homepage meldet. Dies hätte auch Auswirkungen auf den Betrieb im Bahnhof Gerolstein, welcher laut den aktuellen Planungen somit für rund 5 Monate nicht angefahren werden könnte. Ab 06. Januar 2025 erfolgt für rund 5 Monate eine erneute Sperrung der Strecke in Richtung Euskirchen, so dass Anfang 2025 für einen Monat nahezu der komplette Verkehr auf der Eifelstrecke ruht. Des Weiteren werden bereits ab 10. Dezember 2023 die beiden Verbindungen Trier – Gerolstein um 4:35 Uhr und Gerolstein – Trier um 21:03 Uhr aufgrund der Bauarbeiten zur Elektrifizierung der Eifelstrecke gestrichen.

Neben den Arbeiten zur Elektrifizierung der Eifelstrecke sind für das Jahr 2024 auch der Neubau mehrerer barrierefreier Bahnsteig-Anlagen zwischen Auw an der Kyll und Densborn geplant. Für den Umbau der Fußgängerüberführung am Bahnhof Gerolstein wird nach aktuellen Schätzungen mit einer Bauzeit von rund 12 Monaten gerechnet. Für die Anhebung des Überbaus müssen die Widerlager, Stützen, Treppen und Aufzüge sowohl zu den Bahnsteigen als auch am Bahnhofsgebäude angepasst werden. Damit stünde im Bahnhof Gerolstein einzig das aktuell noch nicht wieder in Betrieb genommene Gleis 1 für den Personenverkehr zur Verfügung.

Während zuletzt Zweifel am zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke in Rheinland-Pfalz aufkamen, treibt Nordrhein-Westfalen (NRW) die entsprechenden Planungen weiter voran. So wurde mittlerweile die Machbarkeitsstudie zum zweigleisigen Ausbau des rund 10 Kilometer langen Abschnitts von Kall nach Nettersheim in NRW erfolgreich abgeschlossen. Hierfür werden rund 33,5 Millionen Euro veranschlagt. Zur Steigerung der Leistungsfähigkeit der Eifelstrecke plant man in Nordrhein-Westfalen darüber hinaus den Bau zusätzlicher Überleitstellen, welche bei Störungen auf einem der beiden Richtungsgleise einen Wechsel auf das Gegengleis und somit zumindest einen eingleisigen Betrieb ermöglichen. Auch der Ausbau des Eisenbahnknotens Euskirchen schreitet weiter voran. So laufen bereits die Planungen zur Elektrifizierung der erst in diesem Jahr im Stundentakt reaktivierten Eifel-Bördebahn von Euskirchen nach Düren.

„Nordrhein-Westfalen treibt den Ausbau des Schienennetzes in der Eifel durch Reaktivierungen und den zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke mit Nachdruck voran, dagegen steht Rheinland-Pfalz (RLP) bei den die Eifelregion betreffenden Schienenprojekten auf der Bremse. Ohne den Wiederaufbau des zweiten Gleises auf einigen Abschnitten zwischen Oberbettingen und Trier-Ehrang in RLP ist eine Umsetzung der geplanten Angebotsverbesserungen auf der Eifelstrecke aber nicht möglich. Einige aus Köln kommende Züge könnten daher aufgrund dieses Infrastruktur-Engpasses in RLP bereits in Nettersheim enden und somit Gerolstein abgekoppelt werden.

Auch die Wiederanbindung Gerolsteins in Richtung Koblenz über eine reaktivierte Eifelquerbahn und die geplante Direktverbindung aus der Kreisstadt Daun nach Trier hängen trotz des positiven Ergebnisses der Nutzen-Kosten-Untersuchung zur Reaktivierung dieser wichtigen Ost-West-Verbindung weiter in der Schwebe. Ungeachtet der Tatsache, dass sich die Reaktivierung der in Andernach an die linke Rheinschiene anschließenden Eifelquerbahn im Koalitionsvertrag der rheinland-pfälzischen Landesregierung wiederfindet, verzögert das zuständige Mobilitätsministerium die Wiederinbetriebnahme durch ein nachträglich eingeführtes Ranking-Verfahren. Wir erwarten vom Mobilitätsministerium, getreu dem Koalitionsvertrag die Reaktivierung der Eifelquerbahn voranzutreiben und darüber hinaus auch den zwingend erforderlichen zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke mit Nachdruck anzugehen“, so Jens Wießner, Vorsitzender des Eifelquerbahn-Vereins.

Pressemitteilung des Eifelquerbahn e. V. vom 03. November 2023

Donnerstag, 28.09.2023, 19:00 – 20:30 Uhr

Treffpunkt: FORUM DAUN, Daun

Die Reaktivierung der Eifelquerbahn hat mit dem novellierten GVFG des Bundes frische Chancen bekommen. In welchem Verhältnis Kosten und Nutzen stehen, wurde durch ein Gutachten mit aktuellen Daten auf Basis des einheitlichen Modells des Bundes ermittelt. Das Gutachten liegt nun vor. Die Ergebnisse des Gutachtens werden der Öffentlichkeit am 28.09.23 im FORUM DAUN gerne vorgestellt. Daran schließt sich dann eine Diskussion an.

 

Die Präsentation steht jetzt auf der Homepage des Zweckverband SPNV Nord zum Download bereit:

Vorstellung Nutzen-Kosten-Untersuchung der Eifelquerbahn am 28.09.2023 in Daun- SPNV-Nord