Verein bietet ehrenamtlichen Eifelquerbahn-Freischnitt an – Entscheidung liegt bei DB Netz AG

Komplett von Brombeerranken überwuchertes Gleis, hohes Gras und Birken – Beim Blick auf die Eifelquerbahn zwischen Kaisersesch und Ulmen braucht es heute schon einiges an Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass Anfang 2022 innerhalb weniger Tage mehrere schwere Züge über die Eifelquerbahn gefahren sind. Wegen der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 war die Eifelstrecke von Trier nach Köln in weiten Teilen zerstört und ist seither nur abschnittsweise befahrbar, was sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern wird. So erwies es sich als Glücksfall, dass die Eifelquerbahn das Jahrhunderthochwasser unbeschadet überstanden hatte und die in Gerolstein „gefangenen“ Fahrzeuge der DB Regio und der Vulkaneifelbahn (VEB) über diese wertvolle West-Ost-Verbindung via Daun und Kaisersesch evakuiert werden konnten. Einige hunderttausend Euro investierte die DB Netz AG damals in den Freischnitt der stillgelegten, aber intakten Strecke. Die Fahrten der langen Evakuierungszüge über die freigeschnittene Bahnlinie im Jahr 2022 verliefen dann auch ohne Probleme. Seither ist die Strecke wieder in den Dornröschenschlaf zurückgefallen und die Natur erobert die Eifelquerbahn langsam wieder zurück.

Mit der seit Ende September vorliegenden positiven Machbarkeitsstudie zur Eifelquerbahn-Reaktivierung sind die Chancen deutlich gestiegen, die Strecke mit einem attraktiven Nahverkehrsangebot im regulären Personennahverkehr wieder in Betrieb zu nehmen. Doch bis es so weit ist, werden noch etliche Jahre ins Land gehen, während die vorhandene Infrastruktur weiterhin ungenutzt bleibt. Doch dies muss nicht so sein.

„Wir stehen seit einiger Zeit mit der DB Netz AG in Kontakt und beabsichtigen in einem ersten Schritt den Freischnitt der Eifelquerbahn von Kaisersesch nach Ulmen. Ehrenamtlich, wie schon beim Freischnitt des Industriestammgleises in Kaisersesch. Hierzu bedarf es einer entsprechenden Vereinbarung, wie es sie bereits bei zahlreichen anderen stillgelegten Strecken im Besitz der DB Netz AG gibt. Diese würde uns Vegetationsarbeiten im Gleisbereich ermöglichen und die DB gleichzeitig aus der Haftung der von uns ehrenamtlich durchgeführten Arbeiten befreien. Eine diesbezügliche Vereinbarung liegt den Verantwortlichen im zuständigen Regionalbereich Mitte vor, und bei einer entsprechenden Zustimmung könnten wir noch in diesem Jahr mit den Arbeiten beginnen“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner. Noch aber ziert man sich bei der DB Netz AG, der Anfrage stattzugeben. Dennoch ist man von Vereinsseite optimistisch, diesbezüglich zu einer Einigung zu gelangen. Denn wie der Eifelquerbahn-Machbarkeitsstudie zu entnehmen ist, soll im Falle einer Reaktivierung der Eifelquerbahn nicht der kostspielige DB-Standard, sondern der günstigere NE-Standard (NE = Nichtbundeseigene Eisenbahnen) zur Anwendung kommen. Somit scheidet die DB Netz AG bzw. die ab 2024 zuständige Nachfolgerin DB InfraGO AG als zukünftige Betreiberin der reaktivierten Strecke aus.

„Schon im Jahr 2008 wurden knapp 3 Millionen Euro an Steuergeldern in die Sanierung des Streckenabschnitts Kaisersesch – Ulmen investiert, dementsprechend befindet sich dieser auch heute noch in einem guten Zustand. Dies hatte die DB Netz AG bereits 2019 im Rahmen der Streckenausschreibung bestätigt. Daher sehen wir gute Chancen, diesen Streckenabschnitt im Rahmen von Wochenendverkehren in Zusammenarbeit mit einem privaten Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU) zeitnah wieder in Betrieb zu nehmen. Auch im weiteren Verlauf bis Daun sind bisher keine größeren Probleme bekannt. Diesbezüglich haben wir bereits erste Gespräche mit dem zuständigen rheinland-pfälzischen Mobilitätsministerium geführt. Von Seiten der Staatsministerin Katrin Eder wurde die Begleitung entsprechender Pachtgespräche mit der DB Netz AG durch das Ministerium in Aussicht gestellt“, so Wießner weiter. Erst einmal bedarf es aber der fachmännischen Inaugenscheinnahme der Gleisanlagen und Bauwerke, was wiederum den vom Verein beabsichtigen Streckenfreischnitt voraussetzt. Beim Verein Eifelquerbahn e. V. geht man davon aus, dass die DB Netz AG wenig Interesse daran haben dürfte, weiter Geld für eine Infrastruktur aufzuwenden, von der auf absehbare Zeit keine größeren Einnahmen zu erwarten sind und die sie bei der geplanten Reaktivierung ohnehin nicht betreiben wird. Dementsprechend wäre der Verkauf oder die Verpachtung der Strecke für den DB-Konzern die „günstigste“ Lösung. „Wir sind bereit, hier wieder in Vorleistung zu gehen, um im wahrsten Sinne des Wortes den Weg für eine Betriebsaufnahme im Rahmen von Wochenendverkehren freizumachen. Die Entscheidung darüber liegt nun bei den Verantwortlichen der DB Netz AG“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins.

Pressemitteilung des Eifelquerbahn e.V. vom 20. November 2023