Was haben Kamp-Lintforts Bürgermeister Christoph Landscheidt, das Kompetenzcenter integraler Taktfahrplan und der Eifelquerbahn-Verein gemeinsam? Alle drei sind Preisträger des diesjährigen Fahrgastpreises von PRO BAHN. Dieser wird seit 2005 durch den Fahrgastverband jährlich an Personen und Organisationen für ihre herausragenden Leistungen im Öffentlichen Personenverkehr verliehen.
„Das kam für uns vollkommen überraschend. Umso größer ist die Freude über die Wertschätzung unserer Bemühungen um den Erhalt und die Reaktivierung der Eifelquerbahn“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner.
Die offizielle Preisverleihung erfolgte am 20. Mai 2022 im Rahmen des PRO BAHN-Bundesverbandstags in Wuppertal. Im Beisein von Dr. Markus Ksoll (DB AG) würdigte PRO BAHN Schatzmeister Peter Simon Bredemeier die Bemühungen des Eifelquerbahn-Vereins für den Erhalt „resilienter Infrastrukturen für die Eifel“. Ziemlich genau in der Mitte zwischen Euskirchen und Trier liegend, stellt die im Bahnhof Gerolstein in die Eifelstrecke mündende Eifelquerbahn die letzte verbliebene Querverbindung des gut 130 Kilometer langen Streckenabschnitts der Eifelstrecke ins übrige Bahnnetz dar.
„Wir haben heute Abend ja auch einen Vertreter der DB AG zu Gast. Gibt es da einen Wunsch, den Sie in Richtung DB noch loswerden möchten?“, so Dr. Lukas Iffländer, stellv. PRO BAHN-Bundesvorsitzender, in Richtung des Eifelquerbahn-Vorstandsmitglieds Noah Wand. Dieser nutzte die Gelegenheit, um nochmals den Wunsch nach einer Betretungserlaubnis für die Eifelquerbahn zu äußern, welche von offizieller Seite bisher wiederholt verweigert wurde.
Zum Abschluss seiner, der Preisverleihung folgenden Keynote ging Dr. Ksoll dann noch kurz auf diesen Wunsch ein. Dabei zeigte er sich zuversichtlich, dass hier eine Lösung gefunden werden kann.
„Ich freue mich über die positive Resonanz von Herrn Dr. Ksoll. Es war ein insgesamt sehr guter Abend mit zahlreichen interessanten Gesprächen, u.a. mit dem PRO BAHN-Ehrenvorsitzenden Karl-Peter Naumann, Dr. Andreas Geißler von der Allianz pro Schiene und zahlreichen weiteren Teilnehmern. Dass unsere Bemühungen in der Eifel auch überregional auf ein so großes Interesse stoßen, hatte ich nicht erwartet. Das motiviert noch mal zusätzlich“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins.
Gute Nachrichten gibt es auch aus Gerolstein zu vermelden. Erstmals seit 10 Monaten ist Gerolstein wieder von Trier aus über die Schiene zu erreichen. So sind seit wenigen Tagen schwere Bauzüge auf der Eifelstrecke zwischen Kyllburg und Gerolstein unterwegs. Dies dürfte auch die Vulkan-Eifel-Bahn in Gerolstein freuen, hatte man doch von Seiten der DB AG im vergangenen Monat eine weitere Nutzung der Eifelquerbahn für dringend notwendige Überführungsfahrten verweigert.
Auch aus Koblenz kommen weitere gute Nachrichten, sowohl für die Eifelstrecke als auch für die Eifelquerbahn. So präsentierte ein Vertreter der DB Netz AG auf der letzten Verbandsversammlung des Zweckverband SPNV Nord die weiteren Planungen zur Eifelstrecke. Demnach soll die Elektrifizierung der Eifelstrecke bis 2026/27 erfolgen. Auch prüft man die Möglichkeit, weitere 14 Kilometer der Eifelstrecke wieder zweigleisig auszubauen.
Für die Eifelquerbahn hat der Probebetrieb mit Wasserstofftriebfahrzeugen (HYMU) eine weitere Hürde genommen. So liegen mittlerweile die Förderbescheide zur Beschaffung der hierfür eingeplanten drei Triebfahrzeuge und der noch zu bauenden H2-Tankstelle in Limburg/Diez vor. Ab 2025/26 sollen diese Züge dann auch auf dem anspruchsvollen Abschnitt von Kaisersesch nach Andernach auf ihre Alltagstauglichkeit hin ausgiebig geprüft werden. Parallel dazu erfolgt im Westerwald ein Probebetrieb mit drei batterieelektrischen Triebwagen. Dies eröffnet auch vollkommen neue Perspektiven in Bezug auf die Fahrzeugauswahl für eine durchgängige reaktivierte Eifelquerbahn.
„Lag der Fokus bisher auf dem Einsatz von Wasserstofftriebfahrzeugen, erscheint nun auch der Einsatz batterieelektrischer oder gar rein elektrischer Triebfahrzeuge möglich. Mit der durchgehenden Elektrifizierung der Eifelstrecke ließe sich so z.B. auch der Abschnitt von Gerolstein nach Dockweiler relativ einfach mit Fahrdraht ausstatten. Aus der Gegenrichtung könnte man den Fahrdraht bis Plaidt oder Kruft ausbauen“, so Jens Wießner.
Doch erst einmal braucht es die Ergebnisse der sogenannten Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU), die den gesamtwirtschaftlichen Nutzen einer Reaktivierung nach festgelegten Kriterien bewertet. Die der NKU zugrundeliegende „Standardisierten Bewertung“ liegt mittlerweile in einer reaktivierungsfreundlicheren Neufassung vor, aber dafür fehlt noch die zugehörige reformierte Verfahrensanweisung. Diese soll Ende Juni veröffentlicht werden, dann kann es auch endlich mit der NKU weiter gehen.
„Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich diese Verzögerung auf die Fertigstellung der Eifelquerbahn-NKU auswirkt. Immerhin bestätigen sich viele der im Vorfeld genannten Anpassungen an der Standardisierten Bewertung. So steigen u.a. die Kosten je ausgestoßener Tonne CO2 von bisher 149€ auf nun 670€, auch die Bedeutung des für die Region so wichtigen Tourismussektors findet neuerdings Berücksichtigung in der Nutzen-Bewertung. Auf Basis der neuen Kriterien sehen wir weitaus bessere Chancen für die mittelfristige SPNV-Reaktivierung der Gesamtstrecke als nach den alten Standards“, so Jens Wießner.
Insbesondere für den Tourismus ist aber auch eine kurzfristige Nutzung der Eifelquerbahn von Interesse, so wäre das aktuell in der Umsetzung befindliche neue touristische Highlight in Ulmen, der Verbindungsstollen zwischen Jungferweiher und Ulmener Maar direkt vom Bahnhof aus zu erreichen, und auch der beliebte Maare-Mosel-Radweg beginnt unmittelbar am Dauner Bahnhof.