Schluss mit Stillstand – DB Netz liegt Pachtanfrage zur Eifelquerbahn vor

Eigentlich hatte der Zweckverband SPNV-Nord gehofft, noch in diesem Jahr das Ergebnis der Machbarkeitsstudie zur Eifelquerbahn-Reaktivierung vorstellen zu können. Doch für die Ausarbeitung, welche u.a. auch in Abstimmung mit der DB Netz AG erfolgt, benötigt man nach neuesten Informationen noch etwas mehr Zeit, so dass aktuell mit einer Vorstellung der Ergebnisse im Laufe des 1. Quartals 2023 zu rechnen ist.

Doch gibt es aktuell noch weitere Aktivitäten rund um eine mögliche Reaktivierung der Eifelquerbahn. So liegt der DB Netz AG seit einigen Wochen die Pachtanfrage eines interessierten Unternehmens für den Streckenabschnitt Kaisersesch – Ulmen – Daun vor. Hierüber ist auch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität (MKUEM) als zuständige Aufsichtsbehörde und Projektpartner bei der Machbarkeitsstudie zur SPNV-Reaktivierung in Kenntnis gesetzt worden. Die Beschränkung auf den Abschnitt Kaisersesch – Ulmen – Daun hat verschiedene Gründe, wie der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner, erläutert:

„In erster Linie spielen natürlich die Kosten eine Rolle. Nach der im Jahr 2008 erfolgten umfangreichen Sanierung zwischen Kaisersesch und Ulmen hatte die DB Netz AG noch 2019 die zwingend notwendigen Maßnahmen für eine Wiederinbetriebnahme nach ‚DB-Standard‘ auf knapp 30.000 € beziffert. Dazu kommt, dass sich ein 2-Stundentakt zwischen Kaisersesch und Daun mit nur einem Fahrzeug realisieren lässt. Somit bedarf es in dieser Phase auch keiner teuren Leit- und Sicherungstechnik für einen Mehrzugbetrieb. Das bis 2012 genutzte System wurde leider durch den im Auftrag der DB Netz AG durchgeführten Freischnitt vor einem Jahr beschädigt.“

Aus Sicht des Eifelquerbahn-Vereins ist das dringendste Anliegen nun ein erneuter Freischnitt des gut 29 Kilometer langen Streckenabschnitts vor dem Beginn der Vegetationsperiode am 01. März. Diesbezüglich hat man sich bereits Mitte November in einem Schreiben an Staatsministerin Katrin Eder gewandt. Aktuell prüfe die zuständige Fachabteilung das Anliegen noch. „Nachdem man bei unserer Nachfrage bezüglich der 2015 erfolgten Verpachtung der Eifelquerbahn keine Antworten liefern konnte, hoffe ich diesmal auf ein besseres Ergebnis. Wollen wir die Verkehrswende wirklich voranbringen, braucht es keine weiteren Sonntagsreden, sondern endlich Taten. Dazu gehört auch, die vorhandene Infrastruktur schnellstmöglich in Wert zu stellen“, so Wießner.

Bahnhof Daun im Spätsommer 2022

Dafür muss aber auch die DB Netz AG als Eigentümerin der Infrastruktur mitspielen. So sind die Gespräche zur Übernahme der Strecke durch private Bahnunternehmen in den Jahren 2019 und 2020 u.a. an den überzogenen Preisvorstellung gescheitert, wie die dem Eifelquerbahn-Verein vorliegenden Unterlagen zeigen. Demnach forderte die DB Netz AG für die betrieblich gesperrte Eifelquerbahn eine Pacht von über 34.000 €. Dazu kamen noch jährliche Anschlusskosten in Höhe von mehr als 16.000 €. Ganz anders sah dies 2021 aus, als die DB Netz AG die ebenfalls betrieblich gesperrte Hunsrückquerbahn zur Pacht anbot. Für die ähnlich strukturierte Strecke verlangte man nur 9.955 €, und die jährlichen Anschlusskosten sollten sich gerade einmal auf 311 € belaufen. Auch bot man dort die Möglichkeit an, nur einzelne Teilabschnitte zu pachten. „Unter diesen Rahmenbedingungen hätte man sich 2020 für die Eifelquerbahn auf eine Pacht einigen können und es würden schon längst wieder Züge zwischen Kaisersesch und Daun verkehren“, zeigt sich Wießner überzeugt.

Jedwede Überlegungen einiger Kommunalpolitiker für eine anderweitige Nutzung dürften sich in kürze von selbst erledigen, wenn das BMDV, wie von der „Beschleunigungskommission Schiene“ vor wenigen Tagen vorgeschlagen, im kommenden Jahr ein gesetzlich verankertes Entwidmungsverbot auf den Weg bringt. Von Vereinsseite sieht man daher das MKUEM gefordert, jetzt endlich zu handeln.

Ulmen im Januar 2022

„Die DB Netz hatte schon im Juni 2021 mitgeteilt, dass über die weitere Vorgehensweise zur Eifelquerbahn nur in Abstimmung mit dem Land Rheinland-Pfalz entschieden werden kann. Zuständig ist hier das MKUEM, welches nun gefordert ist, die Rolle eines aktiven Gestalters zu übernehmen, um den schon viel zu lange andauernden Stillstand endlich zu beenden. Hierzu muss das Ministerium nun schnellstmöglich alle Akteure an einen Tisch holen, um ein tragfähiges Konzept für eine kurzfristige Wiederaufnahme der Wochenendverkehre unter Berücksichtigung der Belange für eine reguläre SPNV-Reaktivierung zu erarbeiten“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins. Vom einstigen „Spitzenplatz bei der Reaktivierung stillgelegter Schienenstrecken“ ist man in Rheinland-Pfalz mittlerweile meilenweit entfernt. Das Mobilitätsministerium hat es nun in der Hand, dies zu ändern. Von Vereinsseite wird man das Thema auch auf der anstehenden Veranstaltung „Verkehrswende im ländlichen Raum neu denken“ am Montag, dem 09. Januar 2023 um 18:00 Uhr im Forum Daun, Leopoldstraße 5 in 54550 Daun aufgreifen.

Weitere Informationen zur Veranstaltung am 09. Januar in Daun unter http://www.astrid-schmitt.de/veranstaltung-verkehrswende-im-laendlichen-raum-neu-denken/3325/