Das Deutschlandticket kommt, nur der Zug lässt weiter auf sich warten
Was sich in den letzten Tagen bereits abzeichnete, ist nun Gewissheit: Bund und Länder haben sich auf die Finanzierung des 9€ Ticket-Nachfolgers geeinigt. Das neue, bundesweit gültige 49€ teure Deutschlandticket soll nun schnellstmöglich an den Start gehen. Auch bei einem weiteren wichtigen Punkt wurde eine Einigung erreicht: Die Erhöhung der Regionalisierungsmittel. Ohne diese Einigung hätte bereits im kommenden Jahr ein massiver Kahlschlag beim ÖPNV-Angebot gedroht.
„Von Seiten der Verkehrsverbände stand eine Abbestellungsquote von rund 30 Prozent aller ÖPNV- bzw. SPNV-Leistungen deutschlandweit im Raum. Das hätte selbstverständlich auch Auswirkungen auf das Angebot bei Bus und Bahn in der Region gehabt. Die geplante Ausweitung des Verkehrsangebotes auf der Eifelstrecke oder die Reaktivierung der Eifelquerbahn bis nach Gerolstein wären damit vom Tisch. Auch eine Abbestellung oder zumindest Kürzung der Verkehrsleistungen der Regionalbahn von Andernach nach Kaisersesch wäre ein durchaus realistisches Szenario gewesen. Daher sind wir sehr froh über die bei den Bund-Länder-Gesprächen erzielte Einigung“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner.
Weniger erfreulich sieht es allerdings beim Wiederaufbau der Eifelstrecke in Richtung Gerolstein aus. Während bis vor wenigen Tagen in der Fahrplanauskunft der Deutsche Bahn AG ab Dezember noch eine stündlich zwischen Trier und Gerolstein verkehrende Linie (RB22) angeboten wurde, ist dort jetzt wieder vom Bus SEV zwischen Kyllburg und Gerolstein zu lesen. Damit dürfte auch der zuletzt von Seiten der DB kommuniziert Termin zum Wiederaufbau bis Gerolstein „noch in diesem Jahr“ nicht mehr zu halten sein.
„Der Wiederaufbau der Eifelstrecke ist zweifelsfrei ein Mammutprojekt, wie auch die Zahlen auf der Homepage der von der DB mit dem Wiederaufbau der Leit- und Sicherungstechnik beauftragten Firma Weidlich zeigen. So müssen alleine 70.000 Meter Betonkanal rückgebaut und anschließend neugebaut, sowie gut 150.000 Meter Kabel verlegt und geprüft werden. Dass solch ein Projekt absolut reibungslos verläuft, ist mehr als unwahrscheinlich und nachdem die DB beim Wiederaufbau der Eifelstrecke in Rheinland-Pfalz keinen der von ihr genannten Termine hat halten können, wäre es an der Zeit, den Menschen endlich reinen Wein einzuschenken. Dazu gehört auch die offizielle Information, wann und wie lange welcher Streckenabschnitt für die im Anschluss folgende Elektrifizierung gesperrt werden muss“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins.
Nachdem die Region schon beim 9€-Ticket im vergangenen Sommer außen vor war, sieht es für das kommende Jahr und das Deutschlandticket nicht besser aus. Das wird auch Folgen für den Tourismus haben.
„Ausflügler und Touristen aus dem Köln/Bonner-Raum werden dann halt mit der Bahn nach Kall in die Nordeifel fahren. Die wenigsten werden den Schienenersatzverkehr nutzen, um weiter in Richtung Vulkaneifel zu fahren, zumal die Fahrrad-Mitnahme im Bus unmöglich ist. Aus touristischer Sicht ist das somit ein weiteres verlorenes Jahr. Dabei gäbe es eine Alternative, wie wir schon bereits Anfang des Jahres mehrfach aufgezeigt haben“, so Noah Wand, Vorstandsmitglied des Eifelquerbahn-Vereins.
Damit spielt Wand auf die vom Eifelquerbahn-Verein geforderte Reaktivierung der Eifelquerbahn im Rahmen touristischer Verkehre zwischen Kaisersesch und Gerolstein an, welche von Seiten der DB aufgrund der hierfür angeblich notwendigen umfangreichen Sanierung bisher immer zurückgewiesen wurde.
„Alles totaler Nonsens, zumal die Strecker erst Anfang des Jahres für Überführungsfahrten aufwändig instandgesetzt wurde. Uns liegt zudem die Abschrift eines offiziellen Dokumentes der DB vor, welches im Rahmen der Streckenausschreibung 2019 allen Interessenten zur Verfügung gestellt wurde. So belaufen sich z.B. die zwingend notwendigen Maßnahmen für eine Wiederinbetriebnahme des Abschnitts Kaisersesch – Daun nach DB-Standard auf nicht einmal 40.000€. Man hätte also ohne Probleme bereits im Frühjahr 2022 wieder touristische Verkehre zwischen Kaisersesch und Daun anbieten können. Auch die im Abschnitt von Daun nach Gerolstein befindliche Kyllbrücke bei Pelm befindet sich bekanntermaßen in einem deutlich besseren Zustand, als dies all die Jahre offiziell dargestellt wurde. Noch aber könnten die Weichen für das kommende Jahr entsprechend gestellt werden. Das Land müsste nur die Finanzmittel zur notwendigen Ertüchtigung der Strecke bereitstellen, dann könnte man in Kooperation mit einem privaten Eisenbahninfrastrukturunternehmen die Strecke wieder in Betrieb nehmen. Wir haben in Rheinland-Pfalz mehrere Unternehmen, die hierfür in Frage kämen. Mit Blick auf den möglichen Betrieb würden sich moderne Fahrzeuge anbieten, wie sie an den Wochenenden z.B. in Mayen oder Cochem abgestellt sind“, so Wießner. Dass es wirklich so weit kommt, halten Wand und Wießner allerdings für unwahrscheinlich; zwar wird von Seiten der Politik gerne und viel über die dringend notwendige Verkehrswende geredet, aber leider folgen den Worten noch viel zu selten entsprechende Taten.
Pressemitteilung des Eifelquerbahn e. V. vom 04. November 2022