Modernisierung der Eifelstrecke – Durchgehende Züge über Gerolstein nicht vor Spätsommer 2026

Die Modernisierung der Eifelstrecke nimmt langsam Fahrt auf. Noch in diesem Jahr soll die Modernisierung der Stationen in Densborn, Daufenbach, Philippsheim und Speicher beginnen, weitere werden in den kommenden Monaten folgen. Für das Jahr 2024 ist der Neubau mehrerer Brückenbauwerke zwischen Gerolstein und Trier geplant. Auch der Aufbau der Oberleitungsmasten soll 2024 starten. Hierzu ist geplant, die nächtliche Streckenruhe bis ins Jahr 2027 auf 8 Stunden auszudehnen. Die trotz wiederholter Hinweise für die Elektrifizierung zu niedrig gebaute neue Fußgängerüberführung im Bahnhof Gerolstein soll in der 2. Jahreshälfte 2025 angehoben werden. Darüber hinaus stehen an einer Vielzahl von Bauwerken noch weitere, umfangreiche Arbeiten an, um die Eifelstrecke fit für die Zukunft zu machen. Aktuell bedeutet dies aber erstmal weitere Einschränkungen.

„Leider lagen wir mit unserer ersten Einschätzung falsch. Nach den aktuell bekannten Planungen zu den anstehenden Streckensperrungen, welche die Deutsche Bahn AG (DB) in ihrem Ausschreibungsportal veröffentlicht hat, wird es nicht bis 2025, sondern bis Ende August 2026 dauern, bevor die Eifelstrecke wieder durchgängig befahrbar sein wird. Bei einem planmäßigen Abschluss der Bauarbeiten zwischen Gerolstein und Kall zum Ende des 2. Quartals 2024 folgt unmittelbar die zweimonatige Streckensperrung zu den Sommerferien in NRW, während zwischen Gerolstein und Trier im gleichen Zeitraum mehrere Brückenbauwerke durch Neubauten ersetzt werden sollen. Damit wäre Gerolstein schon wieder eingeschlossen“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner. Ein Umstand, den man von Seiten der DB eigentlich verhindern will, denn nur in Gerolstein stünden ausreichend Abstellgleise und eine Tankstelle zur Verfügung. „Gerolstein nicht einkesseln“, heißt es daher in den Unterlagen der DB. Dass Gerolstein einen wichtigen Stützpunkt zum Wiederaufbau der Eifelstrecke darstellt, hatte der Eifelquerbahn-Verein bereits unmittelbar nach der Flutkatastrophe vom Juli 2021 betont und sich intensiv für die Anbindung von Gerolstein über die aktuell stillgelegte Eifelquerbahn eingesetzt, über welche dann schlussendlich auch im Januar 2022 die in Gerolstein gestrandeten Fahrzeuge in Richtung Andernach evakuiert werden konnten. Doch eine weitere Nutzung der Eifelquerbahn lehnte die DB kategorisch ab. „Wir haben die Erwartung, dass wir mit der Eifelstrecke schneller fertig sind als die Reaktivierung der Eifelquerbahn einen positiven Effekt zeigen würde“, hieß es noch 2021 vom DB-Konzernbevollmächtigten Dr. Klaus Vornhusen hierzu.

„Eine grobe Fehleinschätzung von Seiten der Verantwortlichen im DB-Konzern. Bisher ist es der DB beim Wiederaufbau der Eifelstrecke in Rheinland-Pfalz nicht gelungen, auch nur einen der ursprünglich genannten Termine einzuhalten. Immer wieder gab es neue, teils gravierende Probleme, wie z.B. mit der Standfestigkeit einer Brücke bei Birresborn. Wenn sich dann ab Juni 2024 eine Streckensperrung an die nächste reiht, und dies dann auch noch wechselweise in den Streckenabschnitten Trier – Gerolstein und Gerolstein – Köln, sind die nächsten Probleme schon vorprogrammiert. Schon eine Verzögerung reicht aus, um den gesamten Ablauf durcheinander zu bringen, wenn die Baufirmen Gerolstein nicht mehr über die Schiene erreichen bzw. verlassen können“, so der neue Vorsitzende von PRO BAHN Rheinland-Pfalz und dem Saarland, Noah Wand.

Aber natürlich spielt die Bahnanbindung auch für den Tourismus eine wichtige Rolle. Hier gab es bereits im vergangenen Jahr Klagen über die schlechte Erreichbarkeit der Region, und mit einer Besserung ist hinsichtlich der nun veröffentlichten Planungen in den nächsten Jahren auch nicht zu rechnen. Beides Argumente, die für die Eifelquerbahn sprechen, zumal sich die Reaktivierung der Eifelquerbahn auch im Koalitionsvertrag der rheinland-pfälzischen Landesregierung wiederfindet. Daher sind sich Wand und Wießner einig, so wie es 2022 sinnvoll war, die Eifelquerbahn zur Bergung der nach der Flut gestrandeten Fahrzeuge aus Gerolstein zu nutzen, so ist es jetzt auch sinnvoll, die Eifelquerbahn für den Wiederaufbau der Eifelstrecke zu nutzen. Dies war letztes Jahr sinnvoll und dies ist auch für die nächsten Jahre sinnvoll. Doch bisher blockiert die DB jedwede Bemühungen in dieser Richtung.

„Am Geld kann es nicht liegen, schließlich war man in der Lage, rund eine halbe Millionen Euro in die Eifelquerbahn zu investieren, um, wie die DB immer betonte, eine ‚einmalige‘ Nutzung der Strecke zur Bergung der Fahrzeuge aus Gerolstein zu ermöglichen. Das ‚einmalig‘ nicht ausreichend war, sollte mittlerweile allen Beteiligten klar sein. Im Juli 2021 erklärten Gerd-Dietrich Bolte (Leiter Infrastrukturprojekte Region Mitte der DB Netz AG) und Dr. Klaus Vornhusen (DB-Konzernbevollmächtigter) der versammelten Presse sowie Ministerpräsidentin Malu Dreyer beim gemeinsamen Termin in Gerolstein, dass eine Nutzung der Eifelquerbahn nicht möglich und auch nicht nötig sei. In beiden Punkten lag man offensichtlich falsch. Wir laden die Vertreter der DB Netz AG zu einem erneuten Besuch nach Gerolstein ein, um zu erklären, warum trotz dieser offensichtlichen Fehleinschätzung bis heute die Eifelquerbahn nicht wieder als öffentliche Eisenbahninfrastruktur in Betrieb genommen wurde. Sowohl im Hinblick auf eine pünktliche Inbetriebnahme der elektrifizierten Eifelstrecke zum Dezember 2026 als auch der Unterstützung des für die Region so wichtigen Tourismus ist dieser Schritt längst überfällig“, so Wand und Wießner.

Pressemitteilung vom Eifelquerbahn e. V. und dem Fahrgastverband PRO BAHN Rheinland-Pfalz / Saarland e. V. vom 10. Juli 2023