Weitere Verzögerungen bei der Wiederinbetriebnahme der Eifelstrecke – Planungen zum zweigleisigen Ausbau in Nordrhein-Westfalen schreiten voran

Was sich beim Blick in die Fahrplanauskunft auf www.bahn.de bereits angedeutet hatte, wurde jetzt durch den Zweckverband go.Rheinland bestätigt: Erneut verschiebt sich die Wiederinbetriebnahme der Eifelstrecke zwischen Gerolstein und Nettersheim. Als Grund nennt die DB Netz AG „bestehende Ressourcenengpässe und fehlende Verfügbarkeiten der Signalbauindustrie“. Von Seiten der DB Regio AG geht man aktuell davon aus, erst Ende 2024 den Gesamtbetrieb zwischen Kall und Gerolstein wieder aufnehmen zu können. Doch auch dies erscheint mehr als fraglich, wie die weiter fortschreitenden Planungen zur Elektrifizierung der Eifelstrecke zeigen.

Los geht es im Sommer 2024 mit der bereits angekündigten mehrmonatigen Sperrung der Eifelstrecke in Nordrhein-Westfalen, welche vom 08. Juli bis 02. September den Abschnitt von Nettersheim bis kurz vor Gerolstein betrifft, in Abhängigkeit vom Fortschritt der Arbeiten zum Wiederaufbau. Ab dem 02. September folgt der Streckenabschnitt bis Trier-Ehrang. Während dieser bis zum 09. Februar 2025 andauernden Streckensperrung sollen zahlreiche Brückenbauwerke für die Elektrifizierung angepasst bzw. durch Neubauten ersetzt werden, wie die von der DB Netz AG beauftragte Firma Adolf Lupp auf ihrer Homepage meldet. Dies hätte auch Auswirkungen auf den Betrieb im Bahnhof Gerolstein, welcher laut den aktuellen Planungen somit für rund 5 Monate nicht angefahren werden könnte. Ab 06. Januar 2025 erfolgt für rund 5 Monate eine erneute Sperrung der Strecke in Richtung Euskirchen, so dass Anfang 2025 für einen Monat nahezu der komplette Verkehr auf der Eifelstrecke ruht. Des Weiteren werden bereits ab 10. Dezember 2023 die beiden Verbindungen Trier – Gerolstein um 4:35 Uhr und Gerolstein – Trier um 21:03 Uhr aufgrund der Bauarbeiten zur Elektrifizierung der Eifelstrecke gestrichen.

Neben den Arbeiten zur Elektrifizierung der Eifelstrecke sind für das Jahr 2024 auch der Neubau mehrerer barrierefreier Bahnsteig-Anlagen zwischen Auw an der Kyll und Densborn geplant. Für den Umbau der Fußgängerüberführung am Bahnhof Gerolstein wird nach aktuellen Schätzungen mit einer Bauzeit von rund 12 Monaten gerechnet. Für die Anhebung des Überbaus müssen die Widerlager, Stützen, Treppen und Aufzüge sowohl zu den Bahnsteigen als auch am Bahnhofsgebäude angepasst werden. Damit stünde im Bahnhof Gerolstein einzig das aktuell noch nicht wieder in Betrieb genommene Gleis 1 für den Personenverkehr zur Verfügung.

Während zuletzt Zweifel am zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke in Rheinland-Pfalz aufkamen, treibt Nordrhein-Westfalen (NRW) die entsprechenden Planungen weiter voran. So wurde mittlerweile die Machbarkeitsstudie zum zweigleisigen Ausbau des rund 10 Kilometer langen Abschnitts von Kall nach Nettersheim in NRW erfolgreich abgeschlossen. Hierfür werden rund 33,5 Millionen Euro veranschlagt. Zur Steigerung der Leistungsfähigkeit der Eifelstrecke plant man in Nordrhein-Westfalen darüber hinaus den Bau zusätzlicher Überleitstellen, welche bei Störungen auf einem der beiden Richtungsgleise einen Wechsel auf das Gegengleis und somit zumindest einen eingleisigen Betrieb ermöglichen. Auch der Ausbau des Eisenbahnknotens Euskirchen schreitet weiter voran. So laufen bereits die Planungen zur Elektrifizierung der erst in diesem Jahr im Stundentakt reaktivierten Eifel-Bördebahn von Euskirchen nach Düren.

„Nordrhein-Westfalen treibt den Ausbau des Schienennetzes in der Eifel durch Reaktivierungen und den zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke mit Nachdruck voran, dagegen steht Rheinland-Pfalz (RLP) bei den die Eifelregion betreffenden Schienenprojekten auf der Bremse. Ohne den Wiederaufbau des zweiten Gleises auf einigen Abschnitten zwischen Oberbettingen und Trier-Ehrang in RLP ist eine Umsetzung der geplanten Angebotsverbesserungen auf der Eifelstrecke aber nicht möglich. Einige aus Köln kommende Züge könnten daher aufgrund dieses Infrastruktur-Engpasses in RLP bereits in Nettersheim enden und somit Gerolstein abgekoppelt werden.

Auch die Wiederanbindung Gerolsteins in Richtung Koblenz über eine reaktivierte Eifelquerbahn und die geplante Direktverbindung aus der Kreisstadt Daun nach Trier hängen trotz des positiven Ergebnisses der Nutzen-Kosten-Untersuchung zur Reaktivierung dieser wichtigen Ost-West-Verbindung weiter in der Schwebe. Ungeachtet der Tatsache, dass sich die Reaktivierung der in Andernach an die linke Rheinschiene anschließenden Eifelquerbahn im Koalitionsvertrag der rheinland-pfälzischen Landesregierung wiederfindet, verzögert das zuständige Mobilitätsministerium die Wiederinbetriebnahme durch ein nachträglich eingeführtes Ranking-Verfahren. Wir erwarten vom Mobilitätsministerium, getreu dem Koalitionsvertrag die Reaktivierung der Eifelquerbahn voranzutreiben und darüber hinaus auch den zwingend erforderlichen zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke mit Nachdruck anzugehen“, so Jens Wießner, Vorsitzender des Eifelquerbahn-Vereins.

Pressemitteilung des Eifelquerbahn e. V. vom 03. November 2023

Modernisierung der Eifelstrecke – Durchgehende Züge über Gerolstein nicht vor Spätsommer 2026

Die Modernisierung der Eifelstrecke nimmt langsam Fahrt auf. Noch in diesem Jahr soll die Modernisierung der Stationen in Densborn, Daufenbach, Philippsheim und Speicher beginnen, weitere werden in den kommenden Monaten folgen. Für das Jahr 2024 ist der Neubau mehrerer Brückenbauwerke zwischen Gerolstein und Trier geplant. Auch der Aufbau der Oberleitungsmasten soll 2024 starten. Hierzu ist geplant, die nächtliche Streckenruhe bis ins Jahr 2027 auf 8 Stunden auszudehnen. Die trotz wiederholter Hinweise für die Elektrifizierung zu niedrig gebaute neue Fußgängerüberführung im Bahnhof Gerolstein soll in der 2. Jahreshälfte 2025 angehoben werden. Darüber hinaus stehen an einer Vielzahl von Bauwerken noch weitere, umfangreiche Arbeiten an, um die Eifelstrecke fit für die Zukunft zu machen. Aktuell bedeutet dies aber erstmal weitere Einschränkungen.

„Leider lagen wir mit unserer ersten Einschätzung falsch. Nach den aktuell bekannten Planungen zu den anstehenden Streckensperrungen, welche die Deutsche Bahn AG (DB) in ihrem Ausschreibungsportal veröffentlicht hat, wird es nicht bis 2025, sondern bis Ende August 2026 dauern, bevor die Eifelstrecke wieder durchgängig befahrbar sein wird. Bei einem planmäßigen Abschluss der Bauarbeiten zwischen Gerolstein und Kall zum Ende des 2. Quartals 2024 folgt unmittelbar die zweimonatige Streckensperrung zu den Sommerferien in NRW, während zwischen Gerolstein und Trier im gleichen Zeitraum mehrere Brückenbauwerke durch Neubauten ersetzt werden sollen. Damit wäre Gerolstein schon wieder eingeschlossen“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner. Ein Umstand, den man von Seiten der DB eigentlich verhindern will, denn nur in Gerolstein stünden ausreichend Abstellgleise und eine Tankstelle zur Verfügung. „Gerolstein nicht einkesseln“, heißt es daher in den Unterlagen der DB. Dass Gerolstein einen wichtigen Stützpunkt zum Wiederaufbau der Eifelstrecke darstellt, hatte der Eifelquerbahn-Verein bereits unmittelbar nach der Flutkatastrophe vom Juli 2021 betont und sich intensiv für die Anbindung von Gerolstein über die aktuell stillgelegte Eifelquerbahn eingesetzt, über welche dann schlussendlich auch im Januar 2022 die in Gerolstein gestrandeten Fahrzeuge in Richtung Andernach evakuiert werden konnten. Doch eine weitere Nutzung der Eifelquerbahn lehnte die DB kategorisch ab. „Wir haben die Erwartung, dass wir mit der Eifelstrecke schneller fertig sind als die Reaktivierung der Eifelquerbahn einen positiven Effekt zeigen würde“, hieß es noch 2021 vom DB-Konzernbevollmächtigten Dr. Klaus Vornhusen hierzu.

„Eine grobe Fehleinschätzung von Seiten der Verantwortlichen im DB-Konzern. Bisher ist es der DB beim Wiederaufbau der Eifelstrecke in Rheinland-Pfalz nicht gelungen, auch nur einen der ursprünglich genannten Termine einzuhalten. Immer wieder gab es neue, teils gravierende Probleme, wie z.B. mit der Standfestigkeit einer Brücke bei Birresborn. Wenn sich dann ab Juni 2024 eine Streckensperrung an die nächste reiht, und dies dann auch noch wechselweise in den Streckenabschnitten Trier – Gerolstein und Gerolstein – Köln, sind die nächsten Probleme schon vorprogrammiert. Schon eine Verzögerung reicht aus, um den gesamten Ablauf durcheinander zu bringen, wenn die Baufirmen Gerolstein nicht mehr über die Schiene erreichen bzw. verlassen können“, so der neue Vorsitzende von PRO BAHN Rheinland-Pfalz und dem Saarland, Noah Wand.

Aber natürlich spielt die Bahnanbindung auch für den Tourismus eine wichtige Rolle. Hier gab es bereits im vergangenen Jahr Klagen über die schlechte Erreichbarkeit der Region, und mit einer Besserung ist hinsichtlich der nun veröffentlichten Planungen in den nächsten Jahren auch nicht zu rechnen. Beides Argumente, die für die Eifelquerbahn sprechen, zumal sich die Reaktivierung der Eifelquerbahn auch im Koalitionsvertrag der rheinland-pfälzischen Landesregierung wiederfindet. Daher sind sich Wand und Wießner einig, so wie es 2022 sinnvoll war, die Eifelquerbahn zur Bergung der nach der Flut gestrandeten Fahrzeuge aus Gerolstein zu nutzen, so ist es jetzt auch sinnvoll, die Eifelquerbahn für den Wiederaufbau der Eifelstrecke zu nutzen. Dies war letztes Jahr sinnvoll und dies ist auch für die nächsten Jahre sinnvoll. Doch bisher blockiert die DB jedwede Bemühungen in dieser Richtung.

„Am Geld kann es nicht liegen, schließlich war man in der Lage, rund eine halbe Millionen Euro in die Eifelquerbahn zu investieren, um, wie die DB immer betonte, eine ‚einmalige‘ Nutzung der Strecke zur Bergung der Fahrzeuge aus Gerolstein zu ermöglichen. Das ‚einmalig‘ nicht ausreichend war, sollte mittlerweile allen Beteiligten klar sein. Im Juli 2021 erklärten Gerd-Dietrich Bolte (Leiter Infrastrukturprojekte Region Mitte der DB Netz AG) und Dr. Klaus Vornhusen (DB-Konzernbevollmächtigter) der versammelten Presse sowie Ministerpräsidentin Malu Dreyer beim gemeinsamen Termin in Gerolstein, dass eine Nutzung der Eifelquerbahn nicht möglich und auch nicht nötig sei. In beiden Punkten lag man offensichtlich falsch. Wir laden die Vertreter der DB Netz AG zu einem erneuten Besuch nach Gerolstein ein, um zu erklären, warum trotz dieser offensichtlichen Fehleinschätzung bis heute die Eifelquerbahn nicht wieder als öffentliche Eisenbahninfrastruktur in Betrieb genommen wurde. Sowohl im Hinblick auf eine pünktliche Inbetriebnahme der elektrifizierten Eifelstrecke zum Dezember 2026 als auch der Unterstützung des für die Region so wichtigen Tourismus ist dieser Schritt längst überfällig“, so Wand und Wießner.

Pressemitteilung vom Eifelquerbahn e. V. und dem Fahrgastverband PRO BAHN Rheinland-Pfalz / Saarland e. V. vom 10. Juli 2023