Schlechte Nachrichten für Pendler und Touristen – Eifelstrecke wird 2025 zwischen Kall und Euskirchen für mehrere Monate gesperrt

Noch laufen die Wiederaufbauarbeiten an der Eifelstrecke, da werfen bereits die Arbeiten zur Elektrifizierung der Strecke ihre Schatten voraus. Nach aktuellen Planungen sollen die Wiederaufbauarbeiten bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 so weit fortgeschritten sein, dass die Strecke zwischen Köln und Trier wieder durchgehend befahren werden kann. Aktuell warten allerdings noch gut 87 der insgesamt 163 Streckenkilometer auf die Wiederinbetriebnahme. Sollte es zu keinen weiteren Verzögerungen kommen, gehen im Juni die nächsten 15 Kilometer, 6 davon in Rheinland-Pfalz, wieder in Betrieb.

Schon kurz nach der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 gab es erste Überlegungen, die Eifelstrecke im Rahmen des Wiederaufbaus zu elektrifizieren. Während in Nordrhein-Westfalen (NRW) bereits im Februar dieses Jahres die entsprechenden Verträge zur Elektrifizierung unterschrieben wurden, steht der entsprechende Vertragsabschluss in Rheinland-Pfalz immer noch aus. Da es in NRW bereits konkrete Vorplanungen zur Elektrifizierung der Eifelstrecke von Köln bis Kall gab, liegen hier schon erste Informationen über den zeitlichen Ablauf der hierfür notwendigen Arbeiten vor.

Wie einer Vorlage zur Hauptausschuss-Sitzung des Zweckverbandes Nahverkehr Rheinland (NVR, zuständig für den Streckenteil in NRW) vom 03. Juni 2022 zu entnehmen ist, beginnen im Jahr 2025 die Arbeiten im Streckenteil zwischen Euskirchen und Kall. Hierzu wird der gut 23 Kilometer lange Abschnitt allerdings für 25 Wochen voll gesperrt.

„Wir begrüßen, dass der Startschuss zur Elektrifizierung der Eifelstrecke nun feststeht. Dass die Deutsche Bahn AG (DB) die Strecke dafür komplett sperrt, ist zwar ärgerlich, kommt aber nicht überraschend“, so Jens Wießner, Vorsitzender des Eifelquerbahn-Vereins. Dieser nimmt damit Bezug auf die Pressemeldung der DB vom 30. Mai 2022, in der Konzernchef Lutz bereits ankündigte, dass bei größeren Baumaßnahmen mit längeren Sperrpausen zu rechnen sei. In der Folge ist mit weiteren längerfristigen Streckensperrungen im Rahmen der Elektrifizierung der Eifelstrecke zu rechnen. Wie einer vom Zweckverband SPNV Nord (zuständig für den Streckenteil in RP) veröffentlichten Präsentation der DB Netz AG zu entnehmen ist, sollen die Arbeiten zur Elektrifizierung der Eifelstrecke bis 2027 abgeschlossen werden.

„Mit der Elektrifizierung lässt sich nicht nur der Betrieb auf der Eifelstrecke klimafreundlicher gestalten, durch die bessere Beschleunigung der elektrischen Triebwagen sind auch kürzere Fahrzeiten zwischen Köln und Trier möglich“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins. Um einen entsprechenden Fahrzeitgewinn und mehr Fahrplanstabilität realisieren zu können, müssen einzelne bisher eingleisige Abschnitte der Eifelstrecke wieder zweigleisig ausgebaut werden, wie es vor dem Zweiten Weltkrieg der Fall war. Ohne diesen Ausbau gingen die Fahrzeitgewinne durch längere Standzeiten an den bisherigen Kreuzungsmöglichkeiten wieder verloren.

„Mittelfristig bringen diese Maßnahmen enorme Vorteile für die Region, kurzfristig bedeuten sie allerdings massive Einschränkungen, sowohl für Pendler als auch Touristen. Auch die im Bahnbetriebswerk Gerolstein ansässigen Eisenbahnunternehmen sind auf eine Anbindung in Richtung Köln angewiesen. Dies unterstreicht noch einmal die Notwendigkeit der von uns bereits seit dem letzten Jahr geforderten kurzfristigen Wiederinbetriebnahme der jüngst aufwendig instandgesetzten Eifelquerbahn von Kaisersesch bis Gerolstein. Schaut man auf die aktuellen Planungen, so ist frühestens in 5 Jahren mit einer Normalisierung auf der Eifelstrecke zu rechnen“, so Noah Wand, Vorstandsmitglied des Eifelquerbahn-Vereins. Dies spricht für eine zeitnahe Wiederaufnahme der Verkehre auf der Eifelquerbahn.

Eine Entscheidung hierzu kann aber nur unter Beteiligung des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz getroffen werden, wie die DB Netz AG gegenüber dem Eifelquerbahn-Verein bestätigte. Nachdem im Vorfeld der Überführungsfahrten vom Januar dieses Jahres die Eifelquerbahn durch die DB Netz AG überprüft und repariert wurde, sollte man dort auch alle Maßnahmen benennen können, die notwendig sind, um den Status von 2012 wiederherzustellen, als die Strecke letztmalig regulär befahren wurde.

Bisher zahlt das Land Rheinland-Pfalz für die Vorhaltung der Eifelquerbahn im nicht betriebsbereiten Zustand, während das vom Zweckverband SPNV Nord beauftragte Ingenieurbüro mit Hochdruck an der entsprechenden Konzeption zur Reaktivierung der Eifelquerbahn im regulären Personennahverkehr arbeitet. Die Umsetzung dieses Vorhabens wird allerdings mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Ein deutlich schneller realisierbarer Zwischenschritt wäre die Nutzung der Eifelquerbahn im touristischen Bereich, wovon im Hinblick auf die Einschränkungen an der Eifelstrecke die ganze Region profitieren würde. „Die Terminfindung mit dem Mobilitätministerium zum Gespräch die Eifelquerbahn gestaltet sich leider schwierig; dabei wäre es wichtig nun zeitnah die richtigen Weichenstellung zu treffen, ist das Bahnnetz im Norden von Rheinland-Pfalz doch im Vergleich zum Süden recht überschaubar. Für mehr Resilienz im Netz braucht es daher Strecken wie die Eifelquerbahn und das nicht irgendwann, sondern jetzt“, so Jens Wießner.

Weitere Informationen

Zweckverband NVR

Zweckverband SPNV-Nord

Pressemeldung des Eifelquerbahn e. V. vom 08. Juni 2022

www.eifelquerbahn.com