„Wann fährt sie endlich?“ – Eifelquerbahn-Reaktivierung ein gefragtes Thema auf dem diesjährigen Ehrenamtstag in Gerolstein

Das schöne Wetter am vergangenen Sonntag nutzten zahlreichen Menschen für einen Besuch in Gerolstein, fand dort doch der diesjährige von der Staatskanzlei in Mainz veranstaltete Ehrenamtstag statt. Über 50 Vereine aus ganz Rheinland-Pfalz nutzten die Möglichkeit, sich und ihre Arbeit den zahlreichen Besuchern zu präsentieren, darunter auch der Eifelquerbahn-Verein aus Kötterichen im Landkreis Vulkaneifel. Dabei interessierte die Besucher am Stand vor allen Dingen eines: „Wann fährt sie endlich?“.

„Wenn man einen Blick in die offiziellen Unterlagen der DB Netz AG aus dem Jahr 2019 wirft, müsste die Frage eigentlich lauten: Warum fährt die Eifelquerbahn nicht schon längst?“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins, Jens Wießner. Nach dem Verein vorliegenden Informationen hatte die DB Netz AG die Kosten zur „Herstellung eines Betriebszustandes nach DB Standard“ auf ca. 760.000€, inkl. Streckenfreischnitt beziffert. Für die vollständige Sanierung der Kyllbrücke bei Pelm waren weitere 2,5 Mio. € veranschlagt. Doch das im vergangenen Jahr erstellte Gutachten zur Kyllbrücke zeigt, dass im ersten Schritt gerade einmal 170.000€ in die Brücke zu investieren wären. „Anstatt hier Nägel mit Köpfen zu machen, versteckt man sich seit Abschluss der erfolgreich durchgeführten Überführungsfahrten auf der Strecke im Frühjahr hinter der ausstehenden Machbarkeitsstudie des Zweckverband SPNV-Nord“, so Wießner. Doch damit könnte schon bald Schluss sein, wenn der Zweckverband, wie aktuell geplant, bis Ende September die Ergebnisse der Nutzen-Kosten-Untersuchung vorstellt. „Wir kennen das Ergebnis auch noch nicht und sind selbst schon sehr gespannt auf die Vorstellung der Studie. Das, was bisher über die Planungen von Verbandsdirektor Thorsten Müller und seinem Team im Zweckverband bekannt ist, klingt auf jeden Fall vielversprechend“, so Wießner weiter.

Mit batterieelektrischen und wasserstoffbetriebenen Triebwagen gibt es heute Alternativen zu den bisher auf nicht elektrifizierten Strecken eingesetzten Dieselfahrzeugen. Einen entsprechenden Probebetrieb mit jeweils drei Fahrzeugen zwischen Eifel und Lahn (Wasserstoff) und im Westerwald (batterieelektrisch) hat der Zweckverband erst dieses Jahr auf den Weg gebracht. Aber auch eine elektrifizierte Querverbindung zwischen Rhein und Eifel gehört zu den zu prüfenden Szenarien. Beim Fahrplan laufen die Planungen, ähnlich der Moselweinbahn von Bullay nach Traben-Trarbach, streckenübergreifend. So sollen die Züge sowohl über Andernach als auch über Gerolstein hinausgeführt werden. Von Vorteil ist hier die Tatsache, dass die Planungen für die Eifelstrecke als auch die Eifelquerbahn vom gleichen Ingenieurbüro durchgeführt werden.

Die zahlreichen Besucher am Stand des Eifelquerbahn-Vereins zeigten sich überzeugt, dass sich eine Reaktivierung der Eifelquerbahn positiv auf die gesamte Region auswirke. Ähnlich sieht dies auch eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumentwicklung. Demnach entfalten Reaktivierungen im ländlichen Raum eine strukturpolitische Wirkung und haben darüber hinaus eine Signalwirkung als Investition in die Zukunftsfähigkeit einer Region.

Zu den interessierten Besuchern am Stand gehörten auch Vertreter aus der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik. Neben Ministerpräsidentin Malu Dreyer besuchten auch Landrätin Julia Gieseking, die Landtagsabgeordnete Astrid Schmitt sowie die Bundestagesabgeordnete Lena Werner den Eifelquerbahn-Verein. Der Vereinsvorsitzende Jens Wießner überreichte den Gästen aus der Politik dabei nicht nur die neueste Informationsbroschüre, sondern brachte auch die Hoffnung zum Ausdruck, dass mit der Vorstellung der Machbarkeitsstudie die DB Netz AG endlich ihre Haltung in Bezug auf einen Zugang zur Strecke ändert.

„Wir sind Herrn Dr. Ksoll von der Deutsche Bahn AG sehr dankbar, dass er sich nach der Verleihung des Pro Bahn Bundesfahrgastpreises des Themas Betretungsrecht angenommen hat, aber leider ist man von Seiten des zuständigen Regionalbereichs Mitte der DB Netz AG nicht von seiner bisherigen ablehnenden Haltung abgerückt. So wächst die Strecke aktuell wieder ungehindert zu“, so Noah Wand, Vorstandsmitglied des Eifelquerbahn-Vereins.

Auch in Bezug auf die Wiederinbetriebnahme der Eifelstrecke zwischen Kyllburg und Gerolstein vermisst man aktuell positive Signale. Zwar arbeitet man auch sonntags an der Instandsetzung der Strecke, es ist aber nicht ersichtlich, ob der bisher anvisierte Termin zur Wiederinbetriebnahme des Abschnitts „im Sommer 2022“ wirklich gehalten werden kann. In der Vergangenheit lieferte die Fahrplanauskunft auf bahn.de konkrete Anhaltspunkte zu einem möglichen Wiederinbetriebnahme-Termin. Aber auch hier sucht man aktuell vergebens nach einem Hinweis. Dafür findet sich dort schon der Termin für die nächste Streckensperrung auf der Eifelstrecke. Ab dem 17. Oktober soll der Abschnitt zwischen Philippsheim und Kyllburg für insgesamt 5 Tage gesperrt werden.