Schlechte Aussichten für die Bahn in der Eifel: Es fehlen (nicht nur) Geld und Anbieter
Die schlechten Nachrichten für die Eifelstrecke reißen nicht ab. Zunächst musste die Deutsche Bahn die durchgehenden Verkehre zwischen Köln und Trier, die ohnehin nur auf knapp zwei Wochen beschränkt waren, aufgrund von Stellwerksproblemen einen Tag früher als geplant beenden. Dann offenbarten sich Finanzierungsprobleme für den geplanten zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke in Rheinland-Pfalz. Während die Finanzierung für den zweigleisigen Ausbau in Nordrhein-Westfalen bereits steht, gibt es in Rheinland-Pfalz noch erhebliche Probleme. Laut dem Bundesverkehrsministerium scheitert eine Ko-Finanzierung der Maßnahme durch das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) des Bundes allerdings an den vom Land Rheinland-Pfalz vorgelegten Planungen. Demnach setzt das Land überwiegend auf zusätzliche Güterverkehre, wohingegen das GVFG nur die Finanzierung von Maßnahmen zum Ausbau des Personenverkehrs vorsieht.
„Wir haben schon bei der Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Eifelquerbahn erlebt, dass das Land ursprünglich eingeplante Leistungen im Personenverkehr einfach wieder streicht. So sah die Machbarkeitsstudie ursprünglich eine Regionalbahn von Trier über Gerolstein nach Daun vor, die in den aktuellen Planungen nicht mehr berücksichtigt wird. Dies hat bei der Eifelquerbahn bereits zu einer Verschlechterung des Nutzen-Kosten-Faktors geführt. Das dürfte bei der Eifelstrecke nicht anders aussehen“, so Jens Wießner, der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins.
Dies lässt sich allerdings bisher nicht nachprüfen, da das rheinland-pfälzische Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität die bereits im April dieses Jahres gestellten Anträge nach dem Landestransparenzgesetz (LTranspG) von PRO BAHN Rheinland-Pfalz und dem Eifelquerbahn-Verein zur Herausgabe der Unterlagen zurückgewiesen bzw. gar nicht erst beantwortet hat. „Erst nachdem wir den Landesdatenschutzbeauftragten eingeschaltet haben, gab es eine Reaktion des Ministeriums“, so Noah Wand, der Vorsitzende von PRO BAHN Rheinland-Pfalz. „Wir haben die aktuelle Berichterstattung zu den Finanzierungsproblemen beim zweigleisigen Ausbau der Eifelstrecke zum Anlass genommen, erneut einen Antrag nach LTranspG einzureichen, aber das Ministerium verweigert weiterhin den Zugang zu den Unterlagen”, so die beiden Vorsitzenden. Doch damit nicht genug. Auch bei der Elektrifizierung der Eifelstrecke läuft es nicht rund, ganz im Gegenteil.
Im europäischen Ausschreibungsportal findet sich unter der Nummer 676882-2025 eine Veröffentlichung der DB InfraGO AG vom 15.10.2025 zur Ausschreibung der Elektrifizierungsarbeiten für die zwei insgesamt rund 35 Kilometer langen Abschnitte von der Landesgrenze Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz bis Gerolstein und weiter bis kurz vor Densborn. Hierin teilt die DB InfraGO AG mit, dass für beide Abschnitte keine Angebote eingegangen sind und die Arbeiten somit nicht vergeben werden konnten. Sie sollten eigentlich am 19.01.2026 beginnen. Eine weitere Ausschreibung für die Planungen zur Elektrifizierung des tunnelreichen Abschnitts von Hüttingen an der Kyll bis Daufenbach ist erst vor wenigen Tagen zu Ende gegangen. Ob die DB InfraGO AG hier erfolgreicher war, ist bisher noch nicht bekannt.
„Bereits jetzt ist klar, dass die Arbeiten nicht wie ursprünglich geplant im Januar 2026 beginnen können. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass die infrage kommenden Unternehmen in naher Zukunft die notwendigen Kapazitäten zur Elektrifizierung der Eifelstrecke frei haben werden. Es ist daher zu befürchten, dass sich die Elektrifizierung der Eifelstrecke um mehrere Jahre verzögern wird. Schließlich beruht der aktuelle Zeitplan der DB InfraGO AG auf der Annahme, dass alle Aufträge wie geplant vergeben werden können – was offensichtlich nicht der Fall ist“, so der Vorsitzende des Eifelquerbahn-Vereins. Unklar ist daher auch, welche Arbeiten die DB InfraGO AG im rheinland-pfälzischen Teil des seit wenigen Tagen wieder gesperrten Streckenabschnitts zwischen Kall und Gerolstein überhaupt umsetzen will.
„Bisher sind uns nur die folgenden größeren Baumaßnahmen bekannt: die im Rahmen des Wiederaufbaus der Eifelstrecke geplante Erneuerung von drei Bahnübergängen bei Dahlem, die bereits für Ende September 2025 angekündigte Fertigstellung des neuen elektronischen Stellwerks (ESTW) in Gerolstein mit Anbindung mehrerer Gleise und Weichen sowie die für Mitte 2026 terminierte ESTW-Einbindung der Eifelquerbahn. Sollte darüber hinaus nichts weiter geplant sein, muss das Sperrkonzept im Sinne der Fahrgäste schnellstmöglich angepasst werden. Beispielsweise könnten die in Trier startenden Züge über Gerolstein hinaus bis nach Jünkerath verlängert werden. Das würde die Fahrzeit im Schienenersatzverkehr verkürzen und die Schülerbeförderung deutlich verbessern“, so Noah Wand.
Aufgrund der Vielzahl an Problemen fordern die Vorsitzenden von PRO BAHN und dem Eifelquerbahn-Verein, dass das Thema „Eisenbahn in der Eifel“ zur Chefsache in der Mainzer Landesregierung wird, damit die Region nicht noch weiter abgehängt wird. „Es muss jetzt alles auf den Tisch. Neben dem Wiederaufbau und der Elektrifizierung der Eifelstrecke müssen auch der zweigleisige Ausbau der Eifelstrecke sowie die Reaktivierung der Eifelquerbahn zur Anbindung der Kreisstadt Daun und der gesamten Region in Richtung Rheinschiene auf den Weg gebracht werden. Der entsprechende Beschluss wartet bereits seit über 15 Jahren auf seine Umsetzung. Die Menschen in der Region wurden viel zu lange vertröstet, damit muss jetzt endgültig Schluss sein“, fordern beide Vorsitzenden unisono.
Pressemitteilung vom Eifelquerbahn e. V. und dem Fahrgastverband PRO BAHN Rheinland-Pfalz / Saarland e. V. vom 21. Oktober 2025

